Südamerika gehört zu den Kontinenten auf der Welt, in denen es sehr vorteilhaft ist, die Landessprache(n) zu beherrschen. Lässt man die Guayanas (Guayana, Französisch-Guayana, Suriname), die die meisten Backpacker ohnehin nicht bereisen, außen vor, so kann man sich mit zwei Sprachen – Spanisch und Portugiesisch – auf dem gesamten Kontinent fast überall (zu den Ausnahmen gehören z.B. Gebiete, in denen nur indigene Sprachen wie das Aymará oder das Quechua gesprochen wird) verständigen. In diesem Artikel erhältst Du einige (Geheim-)Tipps und Inspirationen, wie man sich in Südamerika Sprachkenntnisse in Spanisch und Portugiesisch aneignen kann.
Warum lohnt es sich, die Landessprache zu sprechen?
Es gibt gute Gründe, unterwegs die Landessprache zu lernen:
Spricht man in Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch…
…spricht man in Sprachen, die relativ einfach zu erlernen sind, vor allem wenn man bereits eine verwandte Sprache, wie die französische, beherrscht
…lässt sich mehr über die Menschen, Ihr Land und Ihre Kultur erfahren
…ist es aufgrund der Gespräche mit Einheimischen viel interessanter
…findet man schneller (und mehr) einheimische Freunde
…organisiert sich alles rund ums Reisen viel leichter
…weiß man, was man im Restaurant bestellt (obwohl es auch Spaß machen kann, mal etwas zu bestellen, ohne zu wissen, was es ist)
…handelt es sich leichter und die Gefahr, dass man übers Ohr gehauen wird, sinkt gewaltig
…lernt man eine der meist gesprochenen Sprachen der Welt, die später auf weiteren Reisen, privat oder sogar beruflich von Nutzen sein kann
…kann man mit einer Sprache – Spanisch – in der Mehrzahl der Länder des südamerikanischen Kontinents die Landessprache
…und, und, und…
Backpacker und vor allem Langzeit-Reisende haben ideale Voraussetzungen, sich den einen oder anderen Tipp zu Herzen zu nehmen und so quasi im „Vorbeireisen“ zwei Sprachen zu lernen.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 1: Sprachschule und Aufenthalt bei einer Gastfamilie
Kein Geheimtipp, aber sicher einer der effektivsten und schnellsten Wege, die Landessprache zu lernen, ist, sich bei einer Sprachschule an einem schönen Ort anzumelden. Um das in der Sprachschule Gelernte parallel und ständig zu üben und zu verbessern, lässt man sich am besten in einer Gastfamilie unterbringen, bei und mit der man während des Aufenthaltes lebt.
Beliebte Orte in Südamerika, um Spanisch oder Portugiesisch an einer Sprachschule zu lernen sind beispielsweise:
– Montañita, Ecuador: Chilliger Küstenort im Hippie-Style und mit viel Party. Nachteil: Es fehlt das kulturelle Angebot von größeren Städten.
– Salvador da Bahia, Brasilien: Der Klassiker unter den Orten, um in Brasilien Portugiesisch (bzw. „Brasilianisch“) zu lernen. Sehr viel brasilianische Kultur, jede Menge Veranstaltungen und brasilianische Leichtigkeit. Nachteil: Es gibt einige recht gefährliche Ecken.
– Buenos Aires, Argentinien: Man sagt, es sei die europäischste Stadt Südamerikas. Dadurch ist Buenos Aires bei vielen als Einstieg in die (Backpacker-)Reiseroute durch Südamerika beliebt. Nachteile: Durch das recht „europäische“ Ambiente für manche Reisende nicht interessant genug. Zudem: Das argentinische Spanisch ist vielleicht nicht jedermanns Sache.
– Quito, Ecuador: Ebenfalls sehr beliebt bei Spanisch-Sprachschülern. Die Ecuadorianer sprechen eines der „saubersten“ Spanisch Südamerikas und definitiv weniger schnell als die Chilenen und die Argentinier. Verglichen mit Buenos Aires deutlich mehr „typisches Südamerika“ zu spüren. Nachteil: Manche Südamerika-Touristen haben Probleme mit der Höhe, Quito liegt auf rund 2850 Metern über dem Meer.
– Santiago de Chile, Chile: Wie Buenos Aires auch eine Stadt mit „europäischem Flair“ und beliebt, um Spanisch zu lernen. Hat mehr zu bieten, als viele Backpacker annehmen. Nachteil: Die Chilenen sind Weltmeister im „Schnell reden“ und artikulieren teilweise sehr schlecht. Das macht es für Spanisch-Anfänger nicht einfach. Vorteil allerdings: Wenn man es in Chile geschafft hat, schafft man es bzw. versteht man überall.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 2: Umgebe Dich mit Einheimischen!
Südamerikaner sind meist sehr kommunikativ, erzählen gerne und fragen gerne, vor allem, wenn Du als exotischer „Gringo“ dort unterwegs bist. Das solltest Du nutzen, wenn Du Spanisch/Portugiesisch lernen willst. Profitiere von jeder Gelegenheit, mit Locals ein Schwätzchen zu halten: Beim Warten auf den nächsten Bus, während der Busfahrt mit Deinem Nebensitzer, auf dem Markt, im Hostel/Hospedaje/Hostal, im Park, beim Ausgehen in Bars, Kneipen und Diskotheken…
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 3: Mache Couchsurfing!
Ich habe Couchsurfing während meiner Reise kennengelernt. In fast zweieinhalb Jahren Südamerika zwar nur 5 mal gemacht, aber dennoch schätzen gelernt und die Vorteile erkannt: Neben der Gelegenheit, Einheimischen in ihrem täglichen Leben quasi über die Schulter zu schauen und die Geheimtipps der Umgebung zu entdecken, boten Couchsurfing-Aufenthalte in aller Regel die Möglichkeit, am Spanisch oder Portugiesisch („Brasilianisch“) zu feilen.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 4: Sauge die Medien in Dich auf!
Nutze jede Gelegenheit, in Deinem Reise-Alltag die Landessprache zu „konsumieren“: Lese in der Zeitung, schaue fern, kaufe Dir Bücher oder Comics, lese die Erklärungen in Museen und bei Sehenswürdigkeiten auf Spanisch oder Portugiesisch anstatt auf Englisch.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 5: Arbeite eine Zeit lang…z.B. in einem Hostel oder in einer Freiwilligenarbeit!
Nur in wenigen Lebenssituationen lernt man so intensiv und gezielt eine Sprache, wie beim Arbeiten. Voraussetzung ist natürlich, dass Du nicht in einem zu sehr von der englischen Sprache dominierten Umfeld arbeitest, wie es in Hostels manchmal der Fall ist. An einen Job in einem Hostel zu kommen, ist nicht so schwer. Wenn man ein bisschen rumfragt, gibt es meistens irgendetwas zu tun. Backpacker sind mit Ihrer Flexibilität oft gefragt und durch Ihre Offenheit und häufig vorhandene Vielsprachigkeit geradezu prädestiniert für das Arbeiten in Hostels. In einer Freiwilligenarbeit kann man sich sozial oder beispielsweise ökologisch engagieren, was zusätzlich zum Erlernen der Sprache noch einzigartige Erfahrungen mit sich bringt.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 6: Mach mal „Urlaub vom Urlaub“, und bleibe mehrere Wochen am gleichen Ort!
Wenn man auf Langzeitreise ist, fällt man früher oder später in den sogenannten Reiseblues. Das Reisen ermüdet einen zusehends, die Sehenswürdigkeiten haben etwas an Reiz verloren, Heimweh stellt sich ein oder der „Sinn des Reisens“ kreist einem durch den Kopf. Ist es aber trotzdem noch nicht Zeit, seine Backpacking-Tour abzubrechen, kann ein längerer Aufenthalt am selben Ort wahre Wunder wirken. Mal runterkommen und sich etwas länger auf ein Umfeld einlassen und sich an dieses gewöhnen. Das bietet auch die Chance, gewisse Routinen zu leben, wie Sport treiben, immer das gleiche Café besuchen oder in der Kneipe um die Ecke Fussball-Spiele zu schauen.
Sehr wahrscheinlich, dass man an diesen Orten Einheimische kennenlernt und diese immer wieder trifft, so dass sich regelmäßige Gespräche ergeben, in denen die Landessprache geübt werden kann. Zudem bietet sich die Gelegenheit, durch den Besuch von kulturellen Veranstaltungen – von denen man bei einem Kurzaufenthalt vielleicht nie erfahren hätte – den sprachlichen Horizont zu erweitern. Bei meinen zwei Monaten Aufenthalt im nordostbrasilianischen Fortaleza habe ich in dieser Hinsicht sehr profitieren können, siehe in meinem dreiteiligen Artikel „Brasilien: Reisetipp Fortaleza – die „hässliche Schöne“ im Nordosten Brasiliens, Teil… “. Zudem lernte ich dort im Selbststudium Portugiesisch (s.u.). Die zwei Monate auf der Insel Chiloé im Süden von Chile brachten mir vor allem einen besseren Einblick in die chilenische Kultur und ebenfalls Zeit, im Selbststudium Spanisch zu lernen (s.u.).
Weiterer Vorteil, wenn man über einen längeren Zeitraum Gespräche mit immer dem gleichen Personenkreis führt: Die Gesprächspartner kennen den Kenntnisstand, die Interessen und können so automatisch auf passendem Niveau die Unterhaltung führen. Außerdem verraten sie immer wieder sprachliche Feinheiten wie beispielsweise Sprichwörter oder Redewendungen.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 7: Selbststudium
Auch das ist möglich. Für diejenigen, die es kostengünstiger mögen, oder an einem Ort sind, wo es keine Sprachschule gibt oder keine, die geeignet wäre. Während ich in Ancud auf der Insel Chiloé im Süden von Chile zwei Monate mit der Familie des Hostal Austral (früher Hospedaje Austral) lebte und ihnen beim Betrieb und Streichen ihres Hostels half, vertiefte ich im Selbststudium mit Grammatik-Büchern über die spanische Sprache meine Sprachkenntnisse meines zu dem Zeitpunkt fortgeschrittenen Spanisch. In Fortaleza in Brasilien kaufte ich mir ein Sprachkurs-Buch und das dazugehörige Übungsheft und lernte „Brasilianisch“ mit Start von einem sehr tiefen Niveau (lediglich Grundkenntnisse waren vorhanden).
Achtung: Diese Option, die Landessprache zu lernen, benötigt eine gute Portion Selbstdisziplin.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 8: Setze Dich einfach mal auf eine Parkbank oder in ein Café…und höre gut zu!
Man muss nicht immer aktiv an Unterhaltungen beteiligt sein, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Setzt man sich an öffentlichen Orten einfach mal eine Zeit lang hin und hört auf die Gespräche, so kann Einiges gelernt werden. Vorteil hierbei: Die Gespräche sind – da ohne Beteiligung des Touristen – zu 100 Prozent authentisch.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 9: Sprach-Tandem suchen
Eine einfache Möglichkeit, einen Muttersprachler als Gesprächspartner zu finden ist, sich ein sogenanntes Tandem zu suchen. Im Internet gibt es dazu verschiedene Plattformen. Vorteil gegenüber einer zufällig getroffenen Bekanntschaft, mit der man später in Kontakt bleibt, ist, dass sich beim Sprach-Tandem-Prinzip beide Seiten jeweils gezielt sprachlich (gegenseitig) verbessern wollen. Der Fokus liegt also wirklich auf dem Erlernen und Vertiefen von Fremdsprachenkenntnissen. Was natürlich nicht ausschließt, dass es auch persönlich eine Bereicherung in Form einer Freundschaft und guten Gesprächen sein kann.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 10: Mache einen Online- oder Audio-Sprachkurs
Vor allem in Vorbereitung einer Reise kann dies sehr sinnvoll sein. Nimmt man sich bereits vor Abreise etwas Zeit und lernt per Online- oder Audio-Sprachkurs, kann das sicher nichts schaden. So tut man sich bereits bei Ankunft im Reisegebiet etwas leichter und kann vielleicht schon per Kommunikation in Landessprache den Weg in die erste Unterkunft finden.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 11: Schreibe Dir Vokabeln auf, die Du unterwegs lernst
Während meiner Südamerika-Reise habe ich ständig Vokabeln notiert. Diese lernte ich dann anschließend zwar nicht auswendig, wie man das in der Schule machen musste. Trotzdem ergab sich so ein kleines Nachschlagewerk und nur durch das Aufschreiben ergab sich bereits ein kleiner Merk-Effekt. Zudem nutzt man so die Chance, Wörter, Ausdrücke, Redewendungen, Floskeln, die sich einem im Alltag präsentieren, sofort zu dokumentieren. So kann vermieden werden, dass eine Stunde später die wertvolle Vokabel der spanischen/portugiesischen Alltags-Sprache aufgrund Gedächtnisschwäche verloren ist.
In Südamerika Spanisch und/oder Portugiesisch lernen – Tipp 12: Schreib Dein Reise-Tagebuch in der Landessprache
Mein letzter Tipp und gleichzeitig Lieblingstipp ist dieser Geheimtipp: Solltest Du unterwegs ohnehin ein Tagebuch Deiner (Backpacking-)Reise schreiben, warum könntest Du das nicht auf Spanisch oder Portugiesisch tun? Ist zwar anstrengend – man hat ja sowieso nicht immer Lust, Tagebuch zu schreiben –, aber durchaus sinnvoll, um die Landessprache noch schneller zu lernen oder zu vertiefen.
Fazit zum Lernen der Landessprachen Spanisch/Portugiesisch in Südamerika
Es gibt beinahe unzählige Möglichkeiten, die Landessprache schnell und effizient zu lernen. In Südamerika fällt das Lernen der Landessprache(n) relativ einfach. Zum einen sind Spanisch und Portugiesisch relativ einfach zu erlernende Sprachen. Zum anderen sind Südamerikaner in der Regel recht kommunikative Menschen, was es sehr erleichtert, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Ist man der klassische Langzeit-Rucksackreisende, bieten sich viele Vorteile aufgrund der zur Verfügung stehenden Zeit: Zeit für Sprachkurs, Zeit für längeren Aufenthalt, Zeit sich intensiv auf Einheimische einzulassen,… Dies sollte in Südamerika auch genutzt werden, dann ist es – mit ein bisschen persönlichem Einsatz – nicht sehr schwer zumindest ein gutes Niveau in der spanischen und/oder portugiesischen Sprache zu erreichen.
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5 Gedanken zu „Südamerika individuell: Beim Backpacking die Landessprache (Spanisch/Portugiesisch) lernen – 12 Tipps von ulmis Reisen“
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