Brasilien: Reisetipp Estrada Real – entlang der berühmten (Gold-)Handelsstraße aus den Kolonialzeiten

Ist das jetzt ein Geheimtipp oder gar Insidertipp Brasiliens, wo die Estrada Real von ulmis Reisen doch als „berühmte Handelsstraße“ betitelt wird? Findet kein Südamerika-Backpacker auf seiner Route durch Südamerika (Tipps Routenplanung, ulmis Route) den Weg zur Estrada Real? Findet die Estrada Real in den Brasilien-Reiseführern nur unter der Rubrik „Die geheimsten Orte von Brasilien, unsere Insidertipps“ ihren Platz?
Natürlich nicht! Schließlich handelt es sich bei dieser brasilianischen Sehenswürdigkeit um eine durchaus beliebte. Die relativ gute touristische Infrastruktur, der gut gepflegte Zustand der historischen Gebäude und schlicht die hohe Ansammlung von Touristen in den Hauptorten der Estrada Real wie Diamantina, Ouro Preto oder Paraty (Rio de Janeiro sei bei dieser Nennung außen vor gelassen) belegen das.
Koloniale Gebäude mit hübschen Balkonen, im Städtchen Serro
Koloniale Gebäude mit hübschen Balkonen, im Städtchen Serro
Dennoch hatte ich auf meiner Reise den Eindruck, dass viele Brasilien-Reisende nicht auf der Estrada Real unterwegs sind. Von den beiden Endpunkten im Süden, Paraty und Rio de Janeiro, einmal abgesehen. Diese stehen – wohl aus anderen Gründen als deren Zugehörigkeit zur Estrada Real – häufig auf der To-Do-Liste der brasilianischen Top-Sehenswürdigkeiten. Außerhalb der Estrada Real traf ich – wenn überhaupt – wenige Touristen, die im Landesinneren auf der Estrada Real bereits unterwegs gewesen waren oder dies vorhatten. In meiner persönlichen Geheimtipp-Kategorisierung für ulmis Reisen verdient die Estrada Real daher den Status „Geheimtipp für Südamerika“ bzw. „Geheimtipp für Brasilien“.

Eckdaten und generelle Informationen zur Estrada Real

Übersetzt bedeutet Estrada Real in etwa so viel wie „königliche Straße“, was auf die damalige „königliche Kontrolle“ dieser Route(n) und die Entstehung während der Kolonialzeit zurückzuführen ist. Die Estrada Real entstand in den Kolonialzeiten der portugiesischen Entdecker, hat im Norden ihren Endpunkt in der Stadt Diamantina und teilt sich in vier Hauptabschnitte auf: Caminho dos Diamantes („Diamantenroute“), Caminho velho („alte Route“), Caminho novo („neue Route“) und Caminho Sabarabuçu. Letzterer Abschnitt benannt nach der gleichnamigen, bergigen Region („Serra Sabarabuçu“) nahe der Stadt Ouro Preto. Im Süden gibt es zwei Endpunkte, jeweils am Atlantik liegend: Westlich endet die Estrada Real im beschaulichen Städtchen Paraty, östlich in der berühmten Metropole Rio de Janeiro. Ungefähr auf halber Höhe der Nord-Süd-Ausdehnung der Estrada Real liegt die Stadt Ouro Preto („schwarzes Gold“). Dort teilt sich die Route – von Norden kommend – auch in zwei ihrer – und oben bereits genannten – Hauptabschnitte auf, in die „alte Route“, die in Paraty endet sowie in die „neue Route“, welche in Rio de Janeiro ihren südlichen Endpunkt besitzt.

Koloniale Gebäude in Diamantina
Koloniale Gebäude in Diamantina
Der alte Bahnhof von Diamantina
Der alte Bahnhof von Diamantina

Die alte Route entstand – eingeführt von der portugiesischen Krone – als erstes. Ihr Zweck: Die seinerzeit wichtige Hafenstadt Paraty an der Atlantik-Küste mit den Goldabbaugebieten im Landesinneren verbinden, um den Transport und die Verschiffung des kostbaren Rohstoffes zu verbessern. Die neue Route zwischen Ouro Preto und Rio de Janeiro ist dem Umstand geschuldet, dass die auf dem Seeweg zwischen Paraty und Rio de Janeiro verkehrenden Frachtschiffe häufig Opfer von Piratenangriffen wurden. Zudem war die neue Route eine interessante Alternative, da sie schneller zurückzulegen war als die traditionelle alte Route.

Der dritte Hauptabschnitt der Estrada Real ist das nördlichste Teilstück, zwischen Diamantina und Ouro Preto. Dieser Teil wird als Caminho dos Diamantes („Diamantenroute“) bezeichnet, da er Ouro Preto mit der wichtigsten Stadt im Geschäft des Diamantenabbaus, nämlich Diamantina, verband. Der Name der Stadt verrät bereits deren Bedeutung.

Der vierte Hauptabschnitt ist der Teil des Weges, welcher durch die Serra Sabarabuçu führt und deswegen Caminho Sabarabuçu („Sabarabuçu-Route“) genannt wird. In einer nahegelegenen Gebirgslandschaft, der Serra da Piedade, sahen Reisende angeblich ein Glitzern in den Höhen der Berge. Sie deuteten dieses Glitzern als das Glitzern von Gold und schlugen den Weg dorthin ein. Das vermeintliche Gold entpuppte sich als gewöhnliches Eisenerz… Jedoch wurde dadurch der Alternativ-Abschnitt Caminho Sabarabuçu geboren.

In der dargestellten Karte sind die Abschnitte in unterschiedlichen Farben, entsprechend den vier Hauptabschnitten, dargestellt:Karte Estrada Real - königliche Straße - Brasilien - Minas Gerais (2)

Karte der Estrada Real. Nördlicher Endpunkt die Stadt Diamantina, im Süden Paraty (alter Route) und Rio de Janeiro (neue Route)
Karte der Estrada Real. Nördlicher Endpunkt die Stadt Diamantina, im Süden Paraty (alte Route) und Rio de Janeiro (neue Route)
Was sagt Wikipedia zur Estrada Real?

Das!

Was gibt es an der Estrada Real zu sehen?

Kolonialbauten, Geschichte. Geschichte, Kolonialbauten. Kolonialbauten, Geschichte. Das ist es vor allem, was die Touristen an der Estrada Real so begeistert. Zahlreiche Museen und noch mehr Gebäude, Kirchen, Gassen, … aus den Zeiten der portugiesischen Herrschaft über Brasilien. Wenn man die Hauptorte der Estrada Real, Diamantina, Ouro Preto und Paraty, besucht ist allein das Ambiente die Anreise wert.

Der Platz "Praça Tiradentes" in Ouro Preto
Der Platz „Praça Tiradentes“ in Ouro Preto
Es gibt Tausende von schönen Ecken in Ouro Preto
Es gibt Tausende von schönen Ecken in Ouro Preto

Südamerika, nicht unbedingt ein Kontinent der sehenswerten Städte, hat mit den Städten an der Estrada Real Orte, die mit dem Charme von mittelalterlichen europäischen Städten mithalten können. Sicher eine willkommene Abwechslung für Südamerika-Reisende! Wenn wir gerade bei Städten sind: Die hohe Sicherheit im Vergleich zu vor allem brasilianischen Großstädten ist ein weiteres Plus der gemütlichen Städtchen an der Estrada Real.

Man könnte sehr gut ohne weitere Sehenswürdigkeiten und Unternehmungen einige Tage an der Estrada Real verbringen. Dennoch, was gibt es entlang der Estrada Real noch zu entdecken oder zu tun?

Eines der hübschen Schilder der Studentenverbindungen in Ouro Preto
Eines der hübschen Schilder der Studentenverbindungen in Ouro Preto
Gut essen gehen, brasilianische Spezialitäten und Hausmannskost des Bundesstaates Minas Gerais: in einem kleinen Restaurant/Bar in Serro

Hat man es gerne noch gemütlicher als in den Hauptorten der „königlichen Straße“, so lohnt sich ein Besuch des überschaubaren Städtchens Serro, welches ebenso hübsch ist wie die anderen Städte an der Estrada Real, aber dabei noch authentischer und weniger touristisch rüberkommt. Hier spielt sich das Leben nochmal etwas langsamer ab.

In Serro geht's gemütlich(er) zu...
In Serro geht’s gemütlich(er) zu…
Am Platz "Praça João Pinheiro"
Am Platz „Praça João Pinheiro“
Treppenaufgang hinauf zu einer der Kirchen
Treppenaufgang hinauf zu einer der Kirchen

Absolutes Highlight – so finde ich – ist allerdings das Lokal Bar e Restaurante Dodoia e Junior. Wenn man einmal richtig gut, reichhaltig, authentisch und dazu noch günstig essen gehen möchte, sollte dieses kleine Restaurant (Bar) angesteuert werden. Hier wird noch gute Hausmannskost gekocht, brasilianische Spezialitäten und zwar so, wie man sie im Bundesstaat Minas Gerais gerne isst. Die Küche von Minas Gerais gilt als eine der besten in ganz Brasilien. Das Sensationelle in diesem Lokal ist, dass man als Gast in die Küche geht, sich einen Teller nimmt und sich direkt aus den Töpfen bedient oder von der Köchin schöpfen lässt. Ein Erlebnis und ein echter Geheimtipp, um in Brasilien so richtig traditionell und „gut bürgerlich“ zu essen.

Der einfache Busbahnhof von Serro
Der einfache Busbahnhof von Serro
...an dem es auch recht unaufgeregt zugeht
…an dem es auch recht unaufgeregt zugeht
Fazit Estrada Real, „königliche Straße“, in Brasilien

(K)ein Geheimtipp und kein Insidertipp für Brasilienreisende. Kein Muss aber ein Plus auf der Backpacker-Route durch Südamerika und Brasilien. Ein Highlight. Eine meiner Lieblings-Sehenswürdigkeiten in Brasilien. Gut für Leib und Seele. Eins der Top-Reiseziele in Brasilien, aber dennoch von vielen Touristen ausgelassen. Eine Region mit gemütlichen, sicheren und ruhigen Orten, um der Hektik von brasilianischen Großstädten einmal für ein paar Tage aus dem Weg zu gehen. Im Bundesstaat Minas Gerais, Heimat der mutmasslich schönsten und hübschesten Frauen Brasiliens, mit dem angeblich besten Essen und dem angeblich besten Cachaça von Brasilien. Herkunfts-Bundesstaat von Paula Fernandes, einer brasilianischen Sängerin (auch hübsch). Ein Südamerika-Reisetipp von ulmis Reisen, weil eines der schönsten und besten Reiseziele Brasiliens. Reisen auf der Estrada Real macht Spass.

Eine Reise wert!

(Mehr Inspiration zu südamerikanischer Musik gibt’s natürlich hier bei ulmis Reisen: Musik in Südamerika)

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