Dass Brasilien mehr zu bieten hat als die weltbekannte Copacabana, die von der Kultur der Dunkelhäutigen mit afrikanischen Wurzeln geprägte Stadt Salvador da Bahia und romantische Schifffahrten auf dem Amazonas, sollten die meisten Brasilien-Interessierten bereits gemerkt haben. Zu groß und vielseitig ist das bevölkerungsreichste und flächenmäßig größte Land Südamerikas. Brasilien (meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen von Brasilien) kann mit vielen touristischen Geheimtipps aufwarten.
Dennoch scheint der Tourismus, auch und vielleicht gerade bei Backpackern, dem Landesinneren Brasiliens oft zu wenig Bedeutung zukommen zu lassen. Zu Unrecht wie dieser Artikel über den Wasserfall „Cachoeira do Tabuleiro“ beweisen soll. Ein weiterer Geheimtipp von ulmis Reisen, ein Insidertipp für eine Reise durch Brasilien (wenngleich dieses Ausflugsziel auch in den einschlägigen Reiseführern wie dem Lonely Planet auftaucht).
Wieso gerade zum Wasserfall Cachoeira do Tabuleiro reisen?
Der Cachoeira do Tabuleiro liegt inmitten des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais (von wo angeblich die schönsten Frauen und der beste Cachaça (Zuckerrohrschnaps) Brasiliens kommen sollen!). Viele Brasilien-Backpacker und auch Pauschal-Touristen lassen diesen Bundesstaat komplett aus. Andere wiederum bereisen ihn, was unter anderem oder wohl vor allem an der sogenannten Estrada Real, einer wichtigen (Gold-)Handelsstraße aus den Kolonialzeiten, liegt. Estrada Real bedeutet übersetzt ungefähr so viel wie „königliche Straße“, was auf die damalige „königliche Kontrolle“ dieser Route zurückzuführen ist. (Ein Artikel zur Estrada Real wird hier bei ulmis Reisen folgen). Mehr Informationen zur Estrada Real unter Wikipedia.
Der Wasserfall Cachoeira do Tabuleiro liegt nicht weit von der Estrada Real entfernt. Das ist der Grund, warum sich ein Besuch dieses in unberührte Natur eingebetteten Wasserfalls sehr gut in eine Brasilien-Rundreise einbauen lässt. Auch ich machte auf meiner Südamerika-Reise bzw. während der Zeit entlang der Estrada Real diesen Abstecher. Ich kann sagen, dass diese Tage im Landesinneren Brasiliens (Paraty, die einst wichtige Hafenstadt an einem der beiden Endpunkte der Handelsroute, hatte ich bereits zu einem früheren Zeitpunkt der Reise besucht) nach bereits über zwei Jahren Reisezeit noch einmal ein Highlight Südamerikas darstellten.
Der Weg zum Wasserfall
Die Lage des Wasserfalls ist außerhalb jeglicher Zivilisation. Dies macht ihn mit Transportmitteln unerreichbar und erhält ihm gleichzeitig seine unberührte und natürliche Erscheinung. Für einen Ausflug zum Cachoeira do Tabuleiro muss man einen zwei- bis dreistündigen Fussmarsch auf sich nehmen, Startpunkt ist ein kleines Dörfchen namens Tabuleiro, welches nur aus wenigen Häusern, der ein oder anderen Unterkunft und minimaler Infrastruktur besteht.
Auf der Wanderung müssen einige Höhenmeter überwunden werden, und so wird vor allem der Marsch zurück zu einem durchaus anstrengenden Unterfangen. Zudem sind festes Schuhwerk, ausreichend Sonnenschutz sowie etwas Proviant und vor allem Trinkwasser ratsam. Das letzte Stück der Wanderung führt leicht bergan und im Bett des unterhalb des Wasserfalls abfließenden kleinen Flusses.
Das ist sehenswert, da man sich so Stück für Stück dem im Hintergrund bereits ersichtlichen, knapp 300 Meter in die Tiefe stürzenden Wasserfall nähert. Hübsch auch die vom Wasser abgerundeten Gesteinsbrocken, in denen sich teilweise kleine Wasserlöcher gebildet haben. Das Wandern im und entlang des Flussbettes erfordert Trittfestigkeit und Aufmerksamkeit und immer wieder muss man selbst herausfinden, wo man am besten als Nächstes weitergeht.
Während der Wanderung gibt es auch einen Ausschnitt aus der Artenvielfalt Brasiliens zu bestaunen, beispielsweise Schmetterlinge, bunte Pflanzen oder große Spinnen.
Am und unter dem Wasserfall Cachoeira do Tabuleiro
Am Ziel angekommen bietet sich einem ein Bild unberührter Natur, wie es heutzutage alles andere als selbstverständlich ist: Die senkrecht aufragende, ein weit geöffnetes V bildende Felswand. Der Wasserfall, der die Wassermassen entlang des Felsgesteins und über das selbige in die Tiefe schüttet. Der sich am Fuße des Wasserfalls bildende kleine See. Der aus Gestein/Felsbrocken gebildete „Beckenrand“ des Sees, an dem sich die Touristen – vis-a-vis des Wasserfalles – ihr Plätzchen suchen, um das Naturschauspiel zu beobachten, Picknick zu machen, auszuruhen und sich in Badeklamotten werfen, um anschließend im erfrischenden See ein Bad zu nehmen. Die üppig grüne Natur rings rum. Eine kleine Auswahl an Eindrücken dieser Szenerie:
Dieser Ort lädt wahrlich zum Verweilen ein, was die meisten Ausflügler auch tun. Der kleine See eignet sich ausgezeichnet zum Schwimmen. Man kann sogar bis zu den Felsen am Fuße des Wasserfalles schwimmen, diese beklettern und sich vom sanft nach unten rieselnden Wasser kühlen lassen. Vorausgesetzt es ist nicht gerade Regenzeit oder kurz danach, wo der Wasserfall deutlich mehr Wasser führt. In dieser Zeit wird aber vermutlich auch der Zugang über das Flussbett nicht möglich sein und das Naturschauspiel nur von anderen Stellen aus zugänglich und beobachtbar sein.
Der Wasserfall gilt als einer der höchsten Wasserfälle von Brasilien (angeblich der dritthöchste) und wurde auch schon mal zum schönsten Wasserfall von Brasilien gewählt.
Extra-Tipps zu Tabuleiro
Hat man noch ein bis zwei Stunden Zeit übrig, so kann man auch ganz in der Nähe des Dorfes Tabuleiro in den kühlenden Fluss springen, um sich abzukühlen. Gleich bei der Brücke hat es eine großzügige Fläche von großen Felsbrocken, auf denen man sein Handtuch lassen und sich nach dem erfrischenden Bad sonnen kann.
Etwas außerhalb von Tabuleiro befindet sich die Pousada/Hospedaria Rupestre. Pousada steht ungefähr für das, was in Deutschland als Pension bezeichnet wird. Hier kann man also ein Bett bekommen. Viel einzigartiger ist aber das Angebot des Restaurants: Hier gibt es allerlei lokale Spezialitäten mit lokalen Zutaten. Sehr lohnenswert, dort Essen zu gehen.
Fazit Wasserfall Cachoeira do Tabuleiro
Wer auf der Route seiner Südamerika-Reise gerade auf der brasilianischen Estrada Real entlangreist, für den ist ein Abstecher zum Cachoeira do Tabuleiro ein lohnender Ausflug. Ein paar Stunden Wanderung, die in Kauf genommen werden müssen, werden mit unberührter Natur und einem schönen Ort zum Verweilen belohnt. Ein schöner Geheimtipp für Brasilien und definitiv eines der unbekannteren Reiseziele Brasiliens und Südamerikas.
Als Ausgangspunkt eignet sich das kleine Dörfchen Tabuleiro, welches in Wirklichkeit lediglich aus ein paar Häusern, einer Kirche, ein bis zwei Kneipen und einem kleinen Dorfladen besteht, jedoch für Touristen sogar ein paar wenige Unterkünfte bietet. Für den Weg zu einem der schönsten Wasserfälle von Brasilien fragt man am besten bei den Einheimischen nach. Backpacker oder “Rundreisende”, die auch gerne mal fernab der Topp-Reiseziele Südamerikas unbekanntere Reiseziele in der Natur besuchen wollen, sind hier richtig und sollten den Cachoeira do Tabuleiro in Ihre Reiseroute durch Südamerika und Brasilien einbauen. Vor allem, wenn man ohnehin auf der Estrada Real unterwegs ist, ist der kleine Abstecher mit einem Zeitaufwand von insgesamt rund zwei Tagen (ist man mit dem Auto unterwegs sogar weniger) gut machbar.
Informationen der öffentlichen brasilianischen Institutionen zum Cachoeira do Tabuleiro:
Auf dem Internet-Auftritt der Estrada Real
Auf dem Behördlicher Internet-Auftritt der Stadt Conceição do Mato Dentro
Hast Du Fragen zu diesem Artikel? Melde Dich bei mir!
Ein Gedanke zu „Brasilien: Kurz-Reisetipp Cachoeira do Tabuleiro – einer der schönsten Wasserfälle Brasiliens, nahe der berühmten Estrada Real“
Kommentare sind geschlossen.