Die meisten Peru-Reisenden reisen von Lima auf der Panamericana Richtung Süden, um dann – eventuell mit einem Abstecher zu den berühmten Nazca-Linien – ins Landesinnere nach Cusco zu gelangen. Das ist sicher die schnellste und bequemste Art, per Überland-Bus von der peruanischen Hauptstadt aus die Touristenhochburg Cusco und schließlich die Ruinenstadt Machu Picchu zu erreichen. Vor allem für individuell reisende Backpacker, die gerne etwas abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sind und ein bisschen Abenteuer gern haben, sei empfohlen, auch mal den einen oder anderen Insider-Tipp zu beherzigen, wenn sie in Südamerika und Peru unterwegs sind. Die Andenstadt Huancavelica ist so ein Insider-Tipp.
Der Weg nach Huancavelica
So wenig Huancavelica bei Backpackern und schon gar nicht Touristen mit vorgefertigten Peru-Rundreisen auf der Reiseroute durch Peru steht, so bekannt ist doch der Abschnitt zwischen Lima und Huancayo. Letzteres liegt, von Lima kommend, gut 140 Kilometer vor Huancavelica. Auf diesem Abschnitt gibt es eine beeindruckende Art und Weise, die Anden-Landschaft zu entdecken: Den Zug zwischen Lima und Huancayo. Dieser Zug überwindet etliche Höhenmeter, fährt nur relativ selten und ist wohl eine der beeindruckendsten Zugstrecken in Südamerika. Zugfahrten sind ja in Südamerika nur an vergleichsweise wenigen Orten möglich, umso interessanter wäre es, wenn man diese Gelegenheit in Peru wahrnehmen könnte. Informationen zur Zugfahrt, Fahrpläne und Ticketverkauf findest Du hier bei der zentralandinen Eisenbahngesellschaft von Peru: http://www.ferrocarrilcentral.com.pe/index_.php
Eine relativ einfache Möglichkeit, von Lima nach Huancavelica zu kommen, ist der klassische Überland-Bus, der in regelmäßigen Abständen verkehrt. In großen Teilen fährt der Bus eine ähnliche Strecke wie der Zug und so muss man auch auf der Busfahrt nicht auf atemberaubende Ausblicke auf die peruanische Anden-Landschaft verzichten.
Lediglich wenn man hinterher von Huancavelica weiter nach Ayacucho oder Cusco möchte, wird es etwas umständlicher, da auf dieser Strecke nur weniger frequentierte Busverbindungen existieren.
Was gibt es in Huancavelica zu sehen?
Das Thermalbad von Huancavelica: Huancavelica selbst ist nicht unbedingt ein Hingucker. Es gibt eine nette Plaza de Armas („Platz der Waffen“, so heißen die Hauptplätze in den spanischsprachigen Ländern Südamerikas meist) mit einer schönen Kirche und die eine oder andere hübsche Brücke.
Zudem sehr ansehnlich ist der Treppenaufgang Richtung Thermal-Schwimmbad, wo links und rechts Wasserspiele / Brunnen mit diversen Figuren und Abbildungen aus Stein die Blicke der Passanten auf sich ziehen. Thermalbad hört sich vielleicht langweilig und gewöhnlich an, ist für ulmis Reisen aber eine der Attraktionen in Huancavelica! Es ist das ganz normale öffentliche Schwimmbad der Stadt, in dem man für schmales Geld in einem einfachen Becken seine Bahnen ziehen kann. Bemerkenswert dabei ist, dass man hier auf knapp 3700 Metern über dem Meer schwimmt, was ein Erlebnis ist, denn in dieser Höhe ist die Luft dünn! Zudem blickt man vom Becken auf die umliegenden und in den Himmel ragenden Berge.
Die Minen von Santa Barbara: Steigt der Reisende gerne in die Wanderstiefel, so kann er einen Ausflug zu den Minen von Santa Barbara unternehmen. In dieser längst nicht mehr aktiven Mine auf ungefähr 4000 Metern über dem Meer wurde einst unter anderem Quecksilber abgebaut. Heute zeugen nur noch die Ruinen davon.
Der Weg dorthin, der nicht immer einfach zu finden ist (im Dorf bei den Einheimischen erfragen), geht stetig bergan und bietet herrliche Ausblicke auf die peruanische Anden-Landschaft, eine Augenweide für Natur-Liebhaber. Von den Minen aus kann man den Weg noch weiter fortsetzen, um von noch höheren Punkten eine umso bessere Aussicht auf das Umland zu ergattern.
Mit etwas Glück kreuzen unterwegs Lamas mit ihren bunten Bändelchen den Weg des Wanderers. Mir wurde bei diesem Ausflug eine kurze Konversation mit einer einheimischen Bäuerin zuteil. Auch wenn wir uns aufgrund der Sprachbarriere (meine Sprachkenntnisse in Spanisch waren während meiner Zeit in Peru noch nicht sehr ausgeprägt) nicht so viel zu sagen hatten, war es doch interessant.
Extra-Tipp: Für den Ausflug zu den Minen unbedingt eine Kopfbedeckung und viel Wasser sowie Proviant mitnehmen und beim Aufstieg gut auf den eigenen Körper achten. Es drohen in diesen Höhenlagen Sonnenstich und Höhenkrankheit!
Sich unter einheimische Peruaner mischen: Da sich nur wenige Reisende, sogar die wenigsten Südamerika-Backpacker, nach Huancavelica verirren, ist diese Stadt eigentlich der ideale Ort, um sich unter das peruanische Volk zu mischen: Einfach mal eine Weile auf der Plaza de Armas abhängen, die Menschen beobachten, in einfachen Restaurants eine peruanische Spezialität wie beispielsweise das Lomo Saltado probieren, im Thermalbad schwimmen gehen. Oder beim Volleyballspiel von Jung und Alt zuschauen. Ein Volleyball-Netz zu spannen und generationenübergreifend Sport zu treiben erfreut sich in Peru größter Beliebtheit. Man sieht Volleyballfelder auf öffentlichen Plätzen, in den Gärten und manchmal sogar vor dem Haus auf der staubigen Straße durch die Anden.
Die Stadt Huancavelica, die Reise dorthin und das Ambiente der Umgebung und in der Stadt bietet einen guten Querschnitt von dem, was für zahlreiche Reisende den Kontinent Südamerika ausmacht. Viele wollen auf ihrer Backpacking-Tour durch Peru und Südamerika genau das kennenlernen: Einfache Menschen, simple Unterkünfte, gewöhnliches Essen, städtisches Treiben ohne Tourismuseinflüsse. Ist man erstmal vor Ort, so kann in Gesprächen mit Einheimischen vielleicht sogar der ein oder andere Insider-Tipp aufgeschnappt werden, der in keinem Peru-Reiseführer aufgeführt ist.
Huancavelica: Ein interessanter Ort in den peruanischen Anden und ein Geheimtipp für jeden Backpacker auf seiner Route durch Südamerika und Peru.
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2 Gedanken zu „Peru: Geheimtipp Huancavelica – Individuell durchs Andenland zwischen Lima und Cusco“
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