Kolumbien: Reisetipp Nationalpark „El Cocuy“ – Trekking in den kolumbianischen Anden

Für viele Reisende ein Geheimtipp Kolumbiens. Wunderschöner Nationalpark in der Sierra Nevada del Cocuy: Tolle Bergwanderungen, wildes Zelten und ohne Massentourismus. Hier lässt sich auf rund 4000 Metern Höhe über dem Meer die Flora und Fauna des für die Anden typischen Páramo genießen.

Südamerika bietet zahlreiche Möglichkeiten, in den Bergen schöne Trekking-Touren zu unternehmen. Die Gegend um Huaráz (Peru),

Zelten an der Laguna de la Plaza. Über Nacht viel Schnee
Zelten an der Laguna de la Plaza. Über Nacht viel Schnee

der Inka-Trail von Cusco zur alten Inkastadt Machu Picchu (Peru, siehe „Machu Picchu – alte Inkastadt mit Traumlage in den peruanischen Anden“), die Umgebung von El Chaltén (Argentinien, siehe „Argentinien: El Chaltén Trekkinghauptstadt Argentiniens“) und der fast schon legendäre Nationalpark „Torres el Paine“ (Chile) gehören zu den bekanntesten Orten in Südamerika. Der Nationalpark „El Cocuy“ in der Sierra Nevada del Cocuy, im Nordosten Kolumbiens ist bei vielen Südamerika-Reisenden schon weniger ein Begriff.

Ich hatte wie so oft das Glück aufgrund von Kontakten zu Einheimischen von einem sehenswerten Fleckchen Erde zu erfahren: Eine gut befreundete Chilenin, die in Bogotá – Kolumbiens Hauptstadt – wohnte und bei der ich ein paar Wochen wohnen durfte, hatte die Idee, gemeinsam in den Parque Nacional Natural „El Cocuy“ zu gehen. Gesagt getan!

Flora und Fauna des Páramo auf mehreren Tausend Metern über dem Meer
Flora und Fauna des Páramo auf mehreren Tausend Metern über dem Meer

Die Anreise ist etwas beschwerlich, das kleine Städtchen El Cocuy liegt doch sehr abgelegen und die Anfahrt per Bus geht über bergige, kurvige und teils in schlechtem Zustand befindliche Straßen. Als wir in den frühen Morgenstunden – mit dem Nachtbus von Bogotá kommend – schon fast am Ziel waren, machte eine teilweise abgerutschte Straße eine Zwangspause nötig (siehe mein Foto unter „Dienstleistungen“). Unser Reisebus konnte nicht passieren. Zur anderen Seite der für uns unpassierbaren Stelle kamen mehrere Kleinbusse, in denen wir dann den Rest der Strecke nach El Cocuy absolvierten.

El Cocuy ist auf Trekking-Touristen eingestellt und es ist keine Schwierigkeit, eine Agentur oder einen Guide zu finden, mit dem man eine Wandertour machen kann. Wir entschieden uns jedoch, auf eigene Faust loszuziehen. Auf dem zentralen Platz des charmanten Städtchens hilft ein großes Modell (plastisch und dreidimensional) der umliegenden Bergwelt mit seinen Seen (Lagunas) sehr gut, um einen ersten Eindruck der Umgebung zu bekommen und um (Wander-)Pläne zu schmieden. In Verbindung mit ein paar Tipps, die meine Begleiterin von einem der Guides, welcher dort offenbar auf Kundensuche war, absahnte, bekamen wir schnell eine Idee, was wir vorhatten.

Nationalpark Sierra Nevada del Cocuy - Kolumbien - Flora und Fauna 5
Schön!

Mit einem Land-Bus stiegen wir auf einem holprigen Feldweg in weiteren gut zwei Stunden (dem Fahrer ging zwischenzeitlich noch das Benzin aus, was zu einer rund 45-minütugen Wartepause führte) bis „Los Herrera“ auf. „Los Herrera“ besteht lediglich aus einem Bauernhaus, befindet sich aber strategisch gut gelegen kurz hinter dem Eingang zum Nationalpark, wo man kurz vorher noch Halt gemacht hatte, um den Eintritt zu bezahlen. Von El Cocuy gibt es auch noch die Option, mit dem „Lechero“ (der Milchwagen) zum Nationalpark zu kommen. Dieser fährt schon früh am Morgen und hält ständig, um bei den Bauern Milch abzuholen. Er braucht daher länger als der Bus, ist jedoch günstiger und verspricht ein größeres Erlebnis, da man viel mehr von den Einheimischen mit bekommt.

Von „Los Herrera“ gelangt man in einem 45-minütigen bis einstündigen Marsch zu einer Berghütte, welche in unmittelbarer Nähe der „Laguna La Pintada“ liegt. Von hier aus kann man sehr gut den Tagesausfug unter den Gipfel des „Pan de Azúcar“ („Zuckerhut“) oder die Wanderung zur beliebten Laguna de la Plaza (zwei Tage erforderlich) starten. Wanderer können entweder in der Hütte übernachten (in der Hochsaison, beispielsweise auch an Ostern, Reservierung empfohlen; wir waren an Ostern dort) oder ihr Zelt auf der Wiese aufschlagen. Anmerkung für leicht frierende Zeitgenossen: Es wird nachts sehr kalt, die Höhe beträgt immerhin rund 4000 Meter über dem Meer. In der Hütte wird auch Essen serviert, wenn auch nicht ganz preisgünstig. Zudem halten sich dort erfahrene Bergführer der Gegend auf, die man für eine Tour engagieren kann oder ihnen sogar ein paar Tipps für die Wanderung auf eigene Faust entlocken kann.

Das letzte Stück an den Fuß des Pan de Azúcar
Das letzte Stück an den Fuß des Pan de Azúcar
An der Schneegrenze unterhalb des Pan de Azúcar
An der Schneegrenze unterhalb des Pan de Azúcar

Für die Wanderung an den Fuß des Berges „Pan de Azúcar“ passiert man zunächst die „Laguna La Pintada“, um anschließend durch ein Tal leicht ansteigend nach oben zu wandern. Flora und Fauna sind typisch für den Páramo, die klassische Vegetationsform der höheren Lagen der Andengebirgskette. Sehr lustig fanden wir die Pflanzen, die an eine ganze Ananas mit den Blättern erinnerten.

Tief im Tal beginnt dann ein sehr steiles Stück, auf dem man einen Großteil der zu überwindenden Höhenmetern hinter sich bringen muss. Oben angekommen hat man eine tolle Aussicht zurück ins Tal. Außerdem kann man von diesem Bergrücken auf rund 5000 Metern über dem Meer auf der anderen Seite eine schöne Aussicht mit weiteren Bergseen (Lagunas) genießen. In dieser schönen Lage gibt es die Möglichkeit, wild zu campen.

Wildes Zelten unterhalb des "Pan de Azúcar". Mitten in den lustigen "Ananas"-Pflanzen
Wildes Zelten unterhalb des „Pan de Azúcar“. Mitten in den lustigen „Ananas“-Pflanzen
Der "Zeltplatz" hat eine tolle Aussicht
Der „Zeltplatz“ hat eine tolle Aussicht

Dies für diejenigen, die in der Nacht den Aufstieg auf den Gipfel des „Pan de Azúcar“ wagen wollen. „Normale“ Wanderer wie wir gehen noch das letzte, leicht ansteigende Stück bis zur Schneegrenze bzw. an den Fuß des „Pan de Azúcar“, der wie ein auf dem Bergrücken abgelegter Zylinder aus selbigem emporragt.

Ein weiteres sehr beliebtes Ziel in der Gegend ist die „Laguna de la Plaza“. Sie in einem Tagesmarsch zu erreichen ist zwar möglich. Jedoch muss man dafür sehr früh los und zugleich einen anstrengenden Tag in Kauf nehmen. Schon die Aufteilung auf zwei Tage ist nicht zu unterschätzen, sind doch zwei Pässe auf rund 4400 („Paso de Cusiri“) respektive 4350 Metern über Meer („Paso Patio Bolos“) zu überwinden.

Der Pass "Patio Bolos" bei Schnee
Der Pass „Patio Bolos“ bei Schnee

Zwischen den Pässen geht es zudem wieder tief ins Tal – und anschließend entsprechend wieder nach oben – und das auf sehr steilen und teils steinigen Pfaden. In kompletter Montur mit Rucksack, Proviant und Zelt benötigten wir rund 7 Stunden für den Weg von der Berghütte an der „Laguna La Pintada“ bis zur „Laguna de La Plaza“.

An der Laguna de la Plaza
An der Laguna de la Plaza

Die „Laguna de La Plaza“, die auch als schönste Laguna Kolumbiens bezeichnet wird, befindet sich auf rund 4300 Metern über dem Meer. Uns präsentierte sie sich mit über dem Wasser und um die umliegenden Bergspitzen wabernden Wolken. Dies und der Umstand, dass außer uns niemand dort war, machten den Ort und die Stimmung einzigartig und fast schon mystisch. Die fehlende Weitsicht trübte diese Stimmung keineswegs. Wir zelteten dort und da es über Nacht schneite, bot sich uns am nächsten Tag noch ein schöneres Bild.

Die Laguna de la Plaza im Nationalpark El Cocuy, auf rund 4300 Metern Höhe über dem Meer
Die Laguna de la Plaza im Nationalpark El Cocuy, auf rund 4300 Metern Höhe über dem Meer

Das ließ das Gewitter des Vorabends, das Eindringen von Wasser ins Zelt, die klirrende Kälte und den daraus folgenden Mangel an Schlaf schnell vergessen.

Bei durchwachsenem, aber akzeptablem Wetter traten wir die Rückreise an. Teils tat der Himmel sogar auf und so bot sich uns eine tolle Sicht über die wolkenverhangene Bergwelt mit Blick Richtung Venezuela.

Blick über die wolkenverhangene Bergwelt, Richtung Venezuela
Blick über die wolkenverhangene Bergwelt, Richtung Venezuela

Wieder zurück in „Los Herrera“ warteten wir noch auf den Land-Bus, mit dessen Fahrer wir bei der Ankunft drei Tage vorher bereits die Rückfahrt vereinbarten, und so befanden wir uns am frühen Abend wieder in El Cocuy, um den Nachtbus zurück nach Bogotá zu nehmen.

Fazit: Der Nationalpark „El Cocuy“ ist eine sehr schöne Gegend, um hochalpine Wanderungen und Trekkings zu unternehmen. Die Anreise ist vergleichsweise beschwerlich, was aber sicher seinen Teil dazu beiträgt, dass die Anzahl der Touristen überschaubar ist. Nationalpark Sierra Nevada del Cocuy - Kolumbien - Flora und Fauna 2So bleibt man dort vom Massentourismus verschont und kann die tolle Bergwelt, Flora und Fauna und die Vegetation des Páramo in Ruhe genießen. Einzig an der Schneegrenze am Fuße des „Pan de Azúcar“ merkte man, dass dies ein touristischer Ort ist. Nationalpark Sierra Nevada del Cocuy - Kolumbien - Flora und Fauna 4Nicht zu unterschätzen ist die Höhenlage des Gebietes. Man befindet sich durchgehend auf rund 4000 bis 4400 Metern über dem Meer, steigt man zum „Pan de Azúcar“ auf, sogar auf rund 5000 (der Gipfel liegt gar bei ca. 5250 Metern über dem Meer). Man sollte also auf seine Gesundheit achten, sich an die Höhe gewöhnen. Die Wanderungen erfordern eine gute bis sehr gute Kondition.

Es geht viel auf und ab. Hier geht's Richtung Pass. Eine gute Kondition ist von Vorteil bzw. wichtig
Es geht viel auf und ab. Hier geht’s Richtung Pass. Eine gute Kondition ist von Vorteil bzw. wichtig

Es stehen Führer zur Verfügung, die Touristen begleiten und je nach Tour auch Unterstützung durch Pferde anbieten. Dies gilt beispielsweise auch für den Weg von „Los Herrera“ bis zum Ausgangspunkt der Wanderungen, die erwähnte Berghütte an der Laguna La Pintada. Da der Nationalpark vom bereits sehr abgelegenen Städtchen El Cocuy nochmals ein bis zwei Stunden entfernt in kaum besiedeltem, hochalpinen Gebiet liegt, sollten Touristen sich vorher schon ein paar Gedanken zu Ausrüstung, Verpflegung und geplanten Wander-Touren machen. Die Touren sind anspruchsvoll, Infrastruktur ist kaum Vorhanden und eine kurzfristige Abreise aufgrund von Fehlplanung oder Notfällen ist nicht immer ohne Weiteres möglich.

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4 Gedanken zu „Kolumbien: Reisetipp Nationalpark „El Cocuy“ – Trekking in den kolumbianischen Anden“

  1. Hallo,
    ich würde gerne in der nächsten Woche in den el cocuy Nationalpark reisen. Allerdings verfüge ich über kein Zelt und ähnliche Ausrüstung. Ich bin auch nur normale Wanderungen gewöhnt und keine die dem Extremsport angehören. Ich bin 18j. weiblich und mein Spanisch ist zurzeit noch sehr beschränkt. Ich habe die Frage ob es für mich sinnvoll bzw. machbar ist im Nationalpark Routen für meine Konditionen zu finden. Beispielsweise von einer Berghütte aus mehre Tagestouren oder von einer Hütte zur nächsten. Oder ist dies nur am Fuße des Azucar unter allen anderen Touristen möglich?
    Herzliche Grüße
    Anne

    1. Hallo Anne,

      Vielen Dank für Deinen Eintrag und schön, dass Du bei ulmis Reisen vorbeigeschaut hast.

      Entschuldige, dass ich erst so spät antworte, war leider zu viel los die letzten Wochen…
      Ich hoffe, Du bist trotzdem zu Infos bekommen und hast vielleicht eine schöne Tour im Nationalpark El Cocuy gemacht. Treks im NP El Cocuy sind sicher keine einfachen Spaziergänge. Schon allein deswegen, dass man sich in ein paar Tausend Metern Höhe befindet. Außerdem ist die Infrastruktur nicht vergleichbar mit z.B. der des Torres del Paine – Nationalparks in Chile, wo es überall Campingplätze und Hütten gibt. Und die Erreichbarkeit im NP El Cocuy ist auch etwas schwieriger. Aber Exptremsport-mässig muss man auch nicht gleich unterwegs sein. Rund 1 h zu Fuß vom Parkeingang gibt es eine Hütte, auf der man in Zimmern schlafen kann. Von dort aus gibt es verschiedene Möglichkeiten, Tagestouren zu machen. So könnte man also auf ein Zelt verzichten. Es empfiehlt sich, in der Hütte vorab zu reservieren. Als ich dort war, war diese ausgebucht.

      Grüßle
      Florian

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