Bolivien: Reisetipp Takesi (Taquesi)-Trek – Trekking in den bolivianischen Anden

Der Takesi-Trek (auch Taquesi-Trek geschrieben) ist ein echtes Wander-Abenteuer und ein Geheimtipp. Eine Pass-Überquerung auf rund 4650 Metern Höhe über dem Meer, wechselnde Vegetationsformen und unberührte andine Natur bietet dieser präkolumbianische Weg.
Bissiger Anstieg auf dem Weg zum Pass Apacheta Takesi
Bissiger Anstieg auf dem Weg zum Pass Apacheta Takesi
Eine sehr schöne, mehrtätige Wanderung fernab der dichtbesiedelten Zivilisation. Vor allem der Wechsel der Landschaftsformen – beginnend im kalten und rauen Bergland und endend in den subtropischen Yungas – macht den Reiz dieses Treks aus.

Viele Bolivien-Reisende entschließen sich, den relativ einfach zu besteigenden 6000er Huayna Potosí zu bezwingen. Oder sie wandern auf dem Choro-Trek, der ebenfalls (größtenteils) einem präkolumbianischen Weg folgt. Der Takesi-Trek ist weniger bekannt und dadurch auch weniger frequentiert. Damit sollte er vor allem für Reisende interessant sein, die gerne „off the beaten track“ unterwegs sind.

Ein möglicher Startpunkt für diejenigen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, bildet das kleine Dorf Ventilla.

Sehr grobe Karte des Takesi-Trek, in Ventilla
Sehr grobe Karte des Takesi-Trek, in Ventilla

Hierher gelangt man mit einem „Colectivo“, welches man am Stadtrand von La Paz besteigen kann.

Auf einer leicht ansteigenden, staubigen und steinigen Straße folgt man dem Flussverlauf, um zum etwas größeren Dorf Choquekhota zu gelangen. Dieses Dorf ist ein guter Ausgangspunkt, um am nächsten Morgen früh zu starten, um noch am Vormittag den Pass Apacheta Takesi zu passieren. Zumindest als ich im August 2011 diesen Trek absolvierte, gab es in Choquekhota keine Unterkünfte. Aber da man ohnehin mit dem Zelt unterwegs ist, findet sich schon was. Ich schlug mein Zelt an der Ecke des Fussballplatzes auf.

Es gibt zwar Karten, Wegweiser und Informationstafeln wie diese. Aber man sollte sich auch eigenes Informationsmaterial mitbringen
Es gibt zwar Karten, Wegweiser und Informationstafeln wie diese. Aber man sollte sich auch eigenes Informationsmaterial mitbringen

Der Fussballplatz ist ein Tipp aus der Broschüre „Rutas de Viaje FOV“ (mit einfacher Karte mit Hinweisen sowie einer Beschreibung des Takesi-Treks), welche ich vorab in La Paz in einer Buchhandlung für sehr wenig Geld erstehen konnte. Auch der Choro-Trek ist dort beschrieben. Ist man alleine unterwegs, ist diese Broschüre das Mindeste, was man zur Orientierung dabei haben sollte. Eine Wanderung in diesen Höhenlagen und so weit weg von größeren Orten mit Infrastruktur ist nicht zu unterschätzen.

Bauernhaus und Zaun aus Steinen. Etwas oberhalb des Dorfes Choquekhota
Bauernhaus und Zaun aus Steinen. Etwas oberhalb des Dorfes Choquekhota

Viele Wanderer starten in Choquekhota am folgenden Tag noch vor Sonnenaufgang, da dann die Chance größer ist, am Pass eine gute Aussicht zu genießen.

Der präkolumbianische Weg wurde quasi "in den Berg gehauen"
Der präkolumbianische Weg wurde quasi „in den Berg gehauen“

Ich startete früh, jedoch erst kurz nach Sonnenaufgang. Ein wolkenverhangener Pass ohne Aussicht war die Konsequenz.

Am Pass Apacheta Takesi, wolkenverhangen
Am Pass Apacheta Takesi, wolkenverhangen
Kurz bevor ich auf dem Pass war gab es noch ein bisschen Aussicht
Kurz bevor ich auf dem Pass war gab es noch ein bisschen Aussicht
Zwei Hasen, direkt unter dem Pass
Zwei Hasen, direkt unter dem Pass

Vom Pass geht es auf der anderen Seite auf dem gut ausgebauten Weg, der sogar über Ablaufrinnen verfügt, hinunter Richtung der subtropischen Yungas. Der einst vor allem als Handelsweg gebaute Pfad ist in erstaunlich gutem Zustand, wurde er doch bereits vor der Herrschaft der berühmten Inka gebaut.

Der Weg wurde sogar mit Ablaufrinnen gebaut
Der Weg wurde sogar mit Ablaufrinnen gebaut

Die Landschaft ist karg, man passiert eine kleine Lagune. Kleine Rinnsale eiskalten Wassers fließen gemächlich über die grasbewachsenen Fugen zwischen den Natursteinen, aus denen der präkolumbianische Weg ausgelegt wurde. Links und rechts erheben sich die beeindruckenden Berge und Gipfel des bolivianischen Hochlandes.

In relativer kurzer Zeit führt der Weg den Wanderer wieder zurück auf unter 4000 Meter Höhe. Das ist immer noch sehr hoch, jedoch spürt man, dass es bereits etwas „milder“ als am Pass ist. Man gelangt zur Estancia Takesi auf etwa 3800 Metern über dem Meer, eine kleine Siedlung, wo Menschen in einfachsten Verhältnissen in Steinhäusern leben und Viehwirtschaft (Schafe) betreiben.

In der Siedlung Estancia Takesi
In der Siedlung Estancia Takesi

Es ist gut möglich, dass auf der ganzen Strecke seit Verlassen des Dorfes Choquekhota am frühen Morgen keine Menschenseele angetroffen wurde. Vielleicht eine Herde Schafe, die auf einer der doch eher kargen und mit Steinbrocken durchzogenen Wiesen ihr glückliches Leben führen.

Fleisch zum Trocknen (und Lagern?) über eine Holzstange gelegt
Fleisch zum Trocknen (und Lagern?) über eine Holzstange gelegt

Estancia Takesi empfängt mich mit einem aufgedrehten Hund, der mich – an mir hochspringend – vehement anbellt. Sein gemütlicher und freundlicher Herr weist ihn aber zurecht. Mit dem Bewohner der kleinen Siedlung unterhalte ich mich ein paar Minuten. Über einer Holzstange hängen Fleischfetzen, die vermutlich an der frischen Luft trocknen, vielleicht werden sie so sogar gelagert.

Noch ein kleines Stück leicht bergab dem Río Takesi folgend, kommt man an eine kleine Brücke über selbigen Fluss. In der direkten Umgebung gibt es ein paar Flecken Wiese, die sich zum Campen anbieten.

Zelten in ruhiger, toller Umgebung. Hinten geht es runter in die Yungas
Zelten in ruhiger, toller Umgebung. In der Mitte des Fotos mein kleines blaues Zelt. Hinten geht es runter in die Yungas

Es ist einer der außergewöhnlichsten Orte an denen ich je zeltete. Absolute Ruhe, nur das Plätschern des Flusses durchdringt die Stille. In meiner Zeit dort passierte kein einziger Mensch die Stelle. Auf der gegenüberliegenden Flussseite entdecke ich vom steilen Hang einen ordentlichen Wasserstrahl nach unten stürzen. Da ich dort oben, wo das Wasser seinen Ursprung hat, keine menschliche Siedlung vermute beschließe ich, dass dieses Wasser sauber genug sein muss, um meinen Wasservorrat aufzufüllen.

Blick hinunter auf die Yungas
Blick hinunter auf die Yungas

Früh morgens geht es weiter: Der Weg schlängelt sich am Hang entlang immer weiter ins Tal hinab. Die Vegetation wird grüner und üppiger, trotz der immer noch mehreren Tausend Metern Höhe in beachtlicher Intensität. Der Weg ist teilweise sandig und insgesamt recht angenehm zu gehen, es ist aber Vorsicht geboten, nicht über die Steine zu stolpern, teilweise sind sie sogar rutschig, wenn wieder ein Rinnsal kreuzt.

Es kann rutschig werden
Es kann rutschig werden

Nun wird es sogar bunt, farbig blühende Blumen sorgen dafür. Außerdem hat man sich ob der steigenden Temperaturen und (vielleicht) Sonnenschein sicher bereits diverser Kleidungsstücke entledigt. Auf diesem Abschnitt treffe ich wiederum fast niemanden. Lediglich eine ältere Frau, die mit dem Ziel Estancia Takesi bergauf geht und mir einige Minuten vom Leben und vor allem viel über ihren Glauben erzählt.

Es wird grüner und bunter
Es wird grüner und bunter

Ab und an trifft man tatsächlich auf ein Haus oder sogar kleine Siedlungen. An einem der Häuser gibt’s eine kurze Unterhaltung und ich erfahre, dass dort Touristen empfangen werden. Der Besitzer des Hauses wartete gerade auf einen Guide, der sich mit einer kleinen Gruppe von Reisenden zur Übernachtung angekündigt hatte.

So schön wohnt sich's in den Yungas
So schön wohnt sich’s in den Yungas

Die Umgebung ist nun geprägt von den dominanten, grünen Hängen der Berge: Man befindet sich mitten in den Yungas. Weiterhin am Hang der Berge entlang wandernd erstreckt sich unten das Flusstal des mittlerweile deutlich angewachsenen Río Takesi. Grund genug, um dort Staudämme zur Energieerzeugung zu bauen. Ein kleiner und etwas später ein großer, auf die man von oben blickt. Nachdem schon vorher in einem Seitental des Río Takesi der Fluss Río Quimsa Chata überquert wurde, wird noch einmal die Flussseite des Takesi gewechselt, um etwas später die alten Minen von Chojlla zu erreichen. Hier zeigt sich, wie hart das Leben in Bolivien, fernab von Arbeitsrecht nach unseren Massstäben, sein kann.

Bei der Mine ist fast alles Handarbeit. Und Kinderarbeit gibt's auch
Bei der Mine ist fast alles Handarbeit. Und Kinderarbeit gibt’s auch

Die Wanderung ist, zumindest meiner Meinung nach, auf diesem letzten Stück nicht mehr so interessant und so freut man sich vielleicht schon sehr, in Yanacachi anzukommen. Das Dorf gilt als Endpunkt des Takesi-Treks. Dort gibt es Läden, kleine Restaurants und Unterkünfte. Es befindet sich auf rund 1700 Metern über dem Meer und ist sehr beschaulich. Hier scheint die Welt stehengeblieben zu sein.

Im gemütlichen Dorf Yanicachi, Endpunkt des Takesi-Trek
Im gemütlichen Dorf Yanicachi, Endpunkt des Takesi-Treks

Es ist sehr ruhig, die Menschen wirken keinesfalls gestresst, alles scheint etwas langsamer vor sich zu gehen. Teilweise besteht die Oberfläche der Seitenstraßen schlichtweg aus Gras und Steinen. Die Menschen des Dorfes sind sehr nett. Ein würdiger Ort, um dieser tollen Wanderung einen Abschluss zu geben und dem Körper nach den nicht unerheblichen Anstrengungen seine verdiente Ruhepause zu gönnen.

Fazit: Diese mehrtägige Wanderung ist ein absolutes Highlight in den Anden. Für mich war es eine der besten, vielleicht die beste Unternehmung in der Natur, die ich in Südamerika erleben durfte. Der Takesi-Trek kann alleine absolviert werden. Es ist aber nicht ungefährlich. Der Weg ist zwar nicht höchsten alpinen Anspruchs, aber man befindet sich immerhin auf bis zu 4650 Metern über dem Meer in einer sehr dünn bis gar nicht besiedelten Umgebung. Schon ein weniger schlimmer Unfall, der in gut frequentierten Gebieten lediglich einen geschwollenen Fuß und einen Arztbesuch nach sich ziehen würde, kann hier schnell zum lebensbedrohenden Problem werden. Es ist möglich, die Tour geführt von ortskundigen Führern zu machen. Hierfür am besten in La Paz über entsprechende Möglichkeiten informieren.

Genug Proviant und Wasser mitnehmen: Mein "Marschanzug" für den Takesi-Trek
Genug Proviant und Wasser mitnehmen: Mein „Marschanzug“ für den Takesi-Trek, Bolivien

Geht man alleine, sollte man sicher fit sein und gut mit der Höhe umgehen können. Es ist Proviant (auch genügend Wasser!) einzupacken und Informationen über die Route, beispielsweise in Form der oben erwähnten Broschüre, sind wichtig.

Unten eine Foto-Galerie zum Takesi-Trek (Reihenfolge nicht hundertprozentig korrekt). Es waren einfach zu viele schöne Augenblicke, die es festzuhalten galt.

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9 Gedanken zu „Bolivien: Reisetipp Takesi (Taquesi)-Trek – Trekking in den bolivianischen Anden“

  1. Hi Florian (ulmi),

    mir gefällt dein Bericht sehr gut =). Ich habe ihn in meinem Artikel zu La Paz verlinkt.

    1. Hallo Paul,

      Schön, dass Du bei ulmis Reisen vorbeigeschaut hast. Und danke fürs Kompliment zu diesem Artikel. Habe Deinen La Paz – Artikel natürlich ebenfalls verlinkt.

      Grüßle
      Florian

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