Chile: Geheimtipp Maicolpué – typisch chilenisches, gemütliches Dorf

An der Küste, touristisch aber nicht überfüllt. Wale, Delfine, Vögel und viel Natur

Wenn Du im Süden Chiles ein paar Tage in einer gemütlichen Umgebung mit viel Natur (u.a. ist die Beobachtung von Walen möglich), Meer und ohne viel Stress verbringen möchtest, könnte Maicolpué das Richtige für Dich sein.

Unsere Hütte in Maicolpué. Unter dem Dächle konnten wir Holz spalten.
Unsere Hütte in Maicolpué. Unter dem Dächle konnten wir Holz spalten.

Wenn Du außerdem gerne in Gegenden mit typisch chilenischem Flair reist und Dir die in meinen Augen sehr schöne chilenische Mischung aus Fortschritt und Rückstand gefällt, dann bin ich mir sicher, dass Dir dieses verschlafene Küstendorf gefallen wird.

Ende November 2010 suchten wir für ein paar Tage eine gemütliche Umgebung, um ca. eine Woche etwas von der Reiserei zu entspannen. „Per Gefühl“ suchten wir uns auf einer Karte Maicolpué aus. Eine gute Entscheidung und einer der bemerkenswertesten Orte meiner Reise.

Von Osorno, der nächstgrößeren Stadt im Landesinneren, erreicht man dieses Küstendorf im Süden Chiles. Man kann die Strecke per Auto zurücklegen oder mit einem der kleinen landestypischen Überlandbusse. Die Endstation ist direkt hinter dem Strand. Die Zufahrt geht (zumindest damals) über eine sandige und mit Schlaglöchern gespickte Sackgasse. Gut möglich, dass Dir beim Aussteigen bereits der Duft der von Fischern gesammelten Algen um die Nase streicht. Als wir in diesem Dorf weilten, hatten sie am Ende der Zufahrtsstraße Berge dieser Algen liegen. Wahrscheinlich handelte es sich um die sogenannte „Cochayuyo“, welche eine durchaus wichtige Rolle in der chilenischen Küche spielt.

Hier Sammeln sie die Algen, die in der Regel getrocknet werden und dann als Lebensmittel in z.B. Suppen verwendet werden
Hier sammeln sie die Algen, die in der Regel durch Trocknung haltbar gemacht werden und dann als Lebensmittel in z.B. Suppen Verwendung finden

Auf der Fahrt hatten wir den Tipp bekommen, uns bei Beatriz zu melden, da sie Cabañas vermietete. Kleine Bungalows / Holzhütten werden auf Spanisch so genannt. In Chile hat man vor allem auf dem Land und in kleineren Städten und Dörfern oft die Möglichkeit, für wenig Geld eine ganze Hütte zu mieten. Preislich liegt das häufig ungefähr gleich oder nur wenig höher als der Preis für zwei Personen in einem normalen Zimmer. Das Erlebnis ist jedoch bedeutend größer: Man hat eine gemütliche Holzhütte für sich selbst, eine eigene Küche und Bad, meist mehrere Zimmer, Wohnzimmer, eventuell Fernseher. In Maicolpué hatten wir sogar einen Holzofen. Auf der Zufahrtsstraße sammelten wir Holz, spalteten es und heizten die Hütte selbst. Die Hütte (angemietet wie empfohlen bei Beatriz) lag rund zehn Gehminuten (über Weidewiesen) im Landesinneren, mitten in der Natur, in Nachbarschaft mit wenigen anderen Anwohnern, die dort Landwirtschaft betrieben.

Blick aus dem Wohnzimmerfenster unserer Cabaña. Ich nannte es Fernsehen: Spielende Kälber, Pferde, Kühe, Hunde
Blick aus dem Wohnzimmerfenster unserer Cabaña. Ich nannte es Fernsehen: Spielende Kälber, Pferde, Kühe, Hunde

Das Dorf selbst beeindruckte durch seine Einfachheit, obwohl es auf den Empfang von Touristen eingestellt ist. Die Hauptstraße, auf der man vom nahegelegenen Nachbardorf kommt, mündete in die Schotterstraße, welche direkt hinter dem Strand sozusagen die Küstenpromenade des Dorfes bildete. Seinerzeit tummelten sich auf der Straße unter anderem Schweine und Kühe, Hunde sind auf Chiles Straßen sowieso Stammgäste. Verkehr gab es kaum, da die Dorfstraße am anderen Ende als Sackgasse endete.

Die Strand-"Promenade" in Maicolpué
Die Strand-„Promenade“ in Maicolpué

Typisch chilenisch auch die Versorgungslage im Dorf: Es gab einen kleinen Laden, in dem man alles Nötige einkaufen konnte, die Auswahl aber beschränkt war. Etwas mehr Auswahl bot der kleine Laden im Nachbardorf Bahía Mansa. In jedem Falle immer wieder sympathisch, in diesen gemütlichen Lebensmittelgeschäften einzukaufen. Hier kennt man sich, hier hat man Zeit. Und es ist spannend, da es stets eine Überraschung ist, welche Produkte man am Ende findet.

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Im Parque Pichi Mallay

Am südlichen Ende des Dorfes beginnt ein kleiner Naturpark („Parque Pichi Mallay“). Kleine, unbefestigte Wege, die an schönen Aussichtsplattformen vorbeiführen. Ein schattenspendendes Küstenwaldgebiet und die raue Küstenlandschaft können in einer einfachen und nicht allzu langen Wanderung genossen werden. Der Park befindet sich in einem Gebiet, welches von Menschen des indigenen Volkes der Mapuche bewohnt wird. Der Name Maicolpué stammt übrigens aus der Sprache der Mapuche.

Direkt im Dorf lädt der Sandstrand zum Verweilen ein. Wem der Ozean zu rau ist, kann auch im Fluss baden, welcher sich seinen Weg aus dem Hinterland kommend Richtung Meer bahnt und dessen Mündung den Strand in zwei Abschnitte teilt.

Weitere Freizeitbeschäftigungen in und um Maicolpué: Angeln, Surfen, Kajak, Reitausflüge, Tauchen, Vögel beobachten.

Auf einer Wanderung im Hinterland. Blick über die Wälder bis aufs Meer
Auf einer Wanderung im Hinterland. Blick über die Wälder bis aufs Meer

Auch Meerestiere wie Wale, Delfine, Seehunde, Robben oder der ein oder andere Meerotter können mit etwas Glück gesichtet werden.

Noch ein Tipp: Entweder mit genügend Bargeld anreisen oder sich über den Stand der Dinge vorher informieren. Zum damaligen Zeitpunkt gab es weder in Maicolpué noch in Bahía Mansa einen klassischen Geldautomaten. Lediglich die Möglichkeit, mit inländischen Karten im Dorfladen von Bahía Mansa eine Abhebung zu machen. Wir mussten daher einen Tag investieren und eine Fahrt nach Osorno zurück machen, um dort Geld zu holen bzw. bei der Gelegenheit gleich in einem Supermarkt den Proviant für eine Woche einzukaufen.

Bilder unseres Aufenthaltes in Maicolpué (November / Dezember 2010) findest Du auf meinem Blog (http://www.ulmi.rtwblog.de/), unter „Bildergalerie“ in den entsprechenden Monaten.

Fazit: Ich erinnere mich immer wieder sehr gerne an die Tage in Maicolpué zurück. Für mich war dies der perfekte Ort, eine schöne Zeit zu verbringen. Man hatte nie das Gefühl, in einem touristischen Ort zu sein. Dies lag zum einen daran, dass wir außerhalb der Ferien dort waren. Zum anderen aber an der angenehmen Art, wie in diesem Dorf Tourismus betrieben wird: Nämlich dezent und nicht in Form von Massentourismus. So bleibt in Maicolpué das ursprüngliche Flair des Dorfes erhalten.

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