Peru: Persönliche Eindrücke und Erfahrungen (Original erschienen 08.10.2010)

Sodele, einige Tage schon im nächsten Land gibt´s hier eine Zusammenfassung der Zeit in Peru. Ziemlich genau 2 Monate hab` ich mich dort rumgetrieben.

(Meine Artikel über die Länder Südamerikas sind umfangreiche, einzigartige, ehrliche, natürlich subjektive, aber dadurch sehr persönliche Eindrücke, wie ich sie jeweils aktuell bei meinem Aufenthalt im jeweiligen Land erlebte. Sie werden daher persönliche Meinungen enthalten und “die Fakten” entspringen keiner wissenschaftlichen Recherche und können somit Unschärfen aufweisen)

Inca Kola, schmeckt wie flüssiger Kaugummi und hat Kultstatus
Inca Kola, schmeckt wie flüssiger Kaugummi und hat Kultstatus

Es gibt dort viel zu sehen, vor allem was die Geschichte des Landes betrifft. Peru war schließlich im Zentrum des Inkareiches und auch in der Zeit davor besiedelten kulturell reiche Völker das Land. Viele, meist noch sehr gut erhaltene Ruinen können besichtigt werden, vor allem im Norden sogar abseits der großen Touristenansammlungen. Zudem gibt es einige Highlights in Flora und Fauna Natur zu sehen (Dschungel, Colca-Canyon, Cordillera Blanca (in der ich allerdings nicht war),…). Auch wenn es keine Traum-Karibik-Strände gibt, hat es doch ganz nette Küstenabschnitte, nicht zuletzt für Surfer. Da es ein armes Land ist, ist Peru eines der günstigsten Länder in Südamerika. Trotzdem ist mit öffentlichem Transport fast alles gut zu erreichen, wenn auch die Straßen manchmal in mäßigem Zustand sind. Wenn man die Regeln einhält, fühlt man sich sicher und kann auch nachts raus, zumindest in den meisten Gegenden.

Die Sarkopharge von Sholón. Historische Stätten gibt es in Peru zuhauf
Die Sarkopharge von Sholón. Historische Stätten gibt es in Peru zuhauf

Die Menschen sind in der Regel freundlich und hilfsbereit, auch wenn man hier wie in Venezuela ab und an eine gewisse Ruppigkeit feststellen kann. Sie sind interessiert, wo man herkommt, wo man hingeht, was man schon gesehen hat. Der Bildungsstand ist relativ niedrig, Bildung ist dort Luxus, viele Kinder arbeiten und der Staat scheint das auch nicht zu verbessern. Präsident Garcia hat, was man so hört, keinen guten Ruf. Insgesamt scheinen die Menschen weniger über Politik zu reden (oder zumindest Ausländern gegenüber) und auch in der Glotze ist Politik weniger präsent als in Venezuela. Am 3. Oktober waren allerdings Wahlen und Wahlplakate/-bemalungen/-veranstaltungen waren allgegenwärtig.

Die Unzufriedenheit der Menschen mit der Situation und der Politik zeigt sich vielleicht auch in den vielen unabhängigen Bewegungen, die für meist lokale Interessen werben und auch an den Wahlen teilnehmen. Trotzdem ist das was man auf den Straßen bezüglich Elend und Armut sieht, nicht so extrem, wie zumindest ich es mir vorgestellt habe. Was nicht heißen soll, dass es nicht genug davon zu sehen gäbe. Die Leute sind arm und der Bildungsstand ist meist schlecht, viele Menschen bekommen gar keinen Zugang zu Bildung.

Lamas bekommt man in Peru öfter zu Gesicht
Lamas bekommt man in Peru öfter zu Gesicht

Was das “Anbaggern” bzgl. Touren, Sachen kaufen,… betrifft ist es auch nicht so extrem wie gedacht. Auch wird man meist fair behandelt und zahlt im Taxi oder auf dem Markt die gleichen Preise wie Einheimische. Verhandelt werden kann über Übernachtungen, auf dem Markt,… und das Ganze läuft vernünftig für beide Seiten ab und ist nicht so wie in manchen Ländern, wo man, wenn man mehr als 10-20 Prozent des erstgenannten Preises bezahlt, beschissen ist. Oft sind die Preise aber auch fix und es ist eher üblich, dass man fürs gleiche Geld dann z.B. mehr Bananen verhandelt.

Die meisten Menschen sind arm, versuchen aber statt nur zu betteln, etwas zu verkaufen, meist einfach auf der Straße alles Mögliche Essbare oder sonstige Dinge, z.B. Fernbedienungen, Sonnenbrillen, Klopapier. Leider auch Kinder, die dann eben nicht zur Schule gehen. Laut einem Gespräch mit einem Peruaner war es unter dem letzten Präsidenten besser für die Leute. Ein Japaner (Fujimori), dessen Tochter jetzt auch bei der Wahl kandidierte.

In den peruanischen Anden gibt es immer was zu entdecken. Hier das Dörfchen Santa Barbara in der Nähe von Huancavelica
In den peruanischen Anden gibt es immer was zu entdecken. Hier das Dörfchen Santa Barbara in der Nähe von Huancavelica

Kaffee ist in Peru nicht besonders gut. Manchmal kommt Milch, wo Kaffeekonzentrat (Café pasado) reingeleert wird oder das Konzentrat kommt einfach in heißes Wasser. Dafür ist ein Kaffee grösser als in Venezuela. Milchprodukte sind verhältnismäßig teuer, frische Milch oft nicht zu haben. In verschiedenen Regionen gibt´s jeweils auch verschiedene Früchte. Es gibt weniger Empanadastände als in Venezuela oder Chile. Biersorten sind z.B. Pilsen Callao/Amazónica/Arequipeña/Cuzqueño.

Volleyball ist sehr populär, wird auf öffentlichen Plätzen gespielt, v.a. im Norden gab´s oft Felder im Garten oder auf der Straße vor den Häusern. Vor Abfahrt von Langstreckenbussen wurden hin und wieder alle Passagiere kurz gefilmt, wahrscheinlich aus irgendwelchen Sicherheitsgründen. Die Frauen sind hübscher als gedacht. Wenn man zusammen gegessen hat, bedankt man sich bei den anderen, wenn man den Tisch verlässt. Nach Aussage einer in Lima getroffenen Peruanerin sind die Männer Machos und würden daheim z.B. nie kochen. Die Leute, die man trifft, tauschen gerne Kontakte aus, relativ schnell nachdem man sich getroffen hat; auch in Peru ist z.B. Facebook beliebt.

Durchschnittliche Ausgaben pro Tag waren für mich etwas über 16 Euro, mit Machu Picchu-Ausflug knapp 18 Euro.

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