Großer Reisetipp 2: Lass Dich treiben…inspirieren!

Es spielte sich in Valparaíso (unter Kennern auch schlicht Valpo genannt) ab, irgendwann Anfang Oktober 2010. Es waren meine ersten Wochen in Chile, was später zu meinem Lieblingsland in Südamerika werden sollte. Ich war nach einem Tipp einer Belgierin im Casa Kreyenberg untergekommen. Ein zu einer Pension umfunktioniertes Haus eines deutschen Einwanderers (bereits mehrere Generationen zurück), sehr gemütlich und mit „deutschem“ Flair. Über diese Pension, eine der sympathischsten Schlafstätten meiner Reise, werdet Ihr noch mehr erfahren, wenn ich über meine Lieblings-Unterkünfte in Südamerika schreiben werde.

Eines Spätnachmittags, als ich vermutlich mal wieder einige Touristen-Kilometer (i.d.R. zu Fuß) zurück gelegt hatte, verspürte ich Hunger…und Durst, wie sich kurze Zeit später herausstellen sollte. Das Casa Kreyenberg lag an einem der für Valparaíso so typischen Hänge, wo einkauftechnisch nicht sonderlich viel Infrastruktur anzufinden war. Clever daher, wer bereits vor dem anstehenden Anstieg an die Abend-Verpflegung dachte. Für clever halte ich mich ja, nur besonders kreativ war ich noch nie. Daher hatte ich keine Ahnung, was ich mir an Verpflegung eigentlich zulegen würde. Aber gut, zuerst den Berg hoch und nachher wieder runter müssen konnte ja keine Alternative sein. Ich begab mich voller Tatendrang und gespannt in den belebten Supermarkt. Supermärkte in fremden Ländern besuchen ist, das sollte mal erwähnt werden, ein Erlebnis. Einzelhandels-Sightseeing sozusagen. All die seltsamen, unbekannten Produkte mit den schwer verständlichen Aufschriften. Ungewöhnliche Zubereitungsformen bereits bekannter Produkte. Altbekannte Produkte aus der Heimat (aus rechtlichen Gründen verzichte ich auf Nennung solcher), auf die offensichtlich auch Latinos stehen. Ganz zu schweigen von frischen Waren, von denen man in heimatlichen Gefilden noch nicht einmal den Namen gehört hatte.

Wohnzimmer im Casa Kreyenberg in Valpo (Valparaíso), Chile
Wohnzimmer im Casa Kreyenberg in Valpo (Valparaíso), Chile

Gewohnt entspannt schlenderte ich durch die Regal-Gassen. Planlos, aber nicht hoffnungslos. Am Weinregal ereilte mich die entscheidende (und einzige) Inspiration: Chilenischer Rotwein! Ist Chile nicht genau wie Argentinien ein großes Weinland? Kurze Orientierung des – gelinde gesagt – „nicht erfahrenen“ Weinkenners. Getrieben von meinen Spar-Genen entschied ich mich fürs untere Preissegment, jedoch nicht für das billigste Zeug. Zur Sicherheit nahm ich nicht nur eine Flasche mit… Dies war der Start einer kleinen Tradition: Gemütliche Weinabende im Casa Kreyenberg. Den ersten startete ich noch ohne Gesellschaft. Etwas später am Abend lud ich aber ein nettes Pärchen aus meiner ehemaligen Wahlheimat Norddeutschland auf ein Gläschen ein. Wir verbrachten einen schönen Abend bei gutem chilenischen Rotwein.

Da es so gut geklappt hatte wurde ab diesem Abend das ganze mit wechselndem Publikum wiederholt. Der zweite Weinabend war von langer Hand geplant. Tagsüber besuchte ich fast schon spießig mit dem netten Engländer Alex das Marinemuseum. Kurz vor dem Aufstieg auf den Hang machten wir am gleichen Supermarkt Halt und bereiteten den Abend vor. Kurze Zwischenbemerkung: Ich habe auf Reisen festgestellt, dass wir Deutschen nicht nur anerkannt disziplinierte Arbeiter sind. Die Welt sieht uns scheinbar auch beim Alkohol-„Genuss“ als eine der führenden Nationen. Gleiches Attribut – zumindest was letztere Qualität betrifft – wird gerne auch Irländern und Bewohnern der Inseln allgemein bescheinigt. Wie gesagt, Alex ist Engländer…Er wollte sicher gehen und so deckten wir uns großzügig ein. So sorgfältig wir beim Getränkekauf vorgegangen waren, hielten wir uns beim Entscheid zur festen Nahrung einfach. Es gab gute Studenten- und Rucksacktouristenhausmannskost: Spaghetti.

Im gemütlichen Wohnzimmer der Villa servierten wir uns unser Mahl, begleitet vom guten Tropfen. Mit unserer Einkaufspolitik (Menge!) konnten wir die beiden Brüder Ricardo und Marcelo aus São Paulo in Brasilien beeindrucken (die ich im weiteren Verlauf der Reise noch mehrmals in São Paulo besuchte und bei ihnen wohnen durfte). Auch Gastgeber Juan Pablo gefiel unsere „kleine“ Auswahl. Da Deutsche und Engländer, nicht wie von Lateinamerikanern oft angenommen, auch gesellig sein und teilen können, luden wir auf ein paar Tropfen guten Stoffes ein. Die Tradition war geschaffen.

Seit diesen Tagen ist Inspiration eine neue Errungenschaft für meinen Reise- und sogar Lebensstil.

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