Chile, Argentinien, Rio de Janeiro – Reiseempfehlung für vier Wochen

Meine Reiseempfehlung für eine gute Bekannte, die ein paar Wochen Südamerika genießen wollte

Buenos Aires ist aus meiner Sicht überbewertet. Man sagt, es ist die europäischste Stadt in Südamerika. Mach die Hauptsehenswürdigkeiten, geh ein gutes Bife de Lomo (Rest. El Desnivel. Viele Touristen, aber nicht ohne Grund.) essen und tauch ins Nachtleben ein, wenn Du Lust hast. Tango meiner Meinung nach auch überbewertet. Das tanzt doch fast keiner (mehr). Das mit Buenos Aires ist Geschmackssache. Viele lieben es, andere finden es nicht spannender als viele andere europäische Städte. Auf alle Fälle ist es aber ein guter Einstieg für Südamerika, da es eben europäischen Städten sehr nahe kommt. Zudem ist es per Flugzeug gut und relativ günstig zu erreichen. Ich habe in Buenos Aires Kontakte zu einem Hostal (Hostels werden in Südamerika häufig auch Hostal genannt) im Zentrum und zu einem etwas gehobenerem Hostel im Stadtteil Palermo.

Ushuaia finde ich auch überbewertet. Vielleicht lohnt sich für Dich noch der Nationalpark in der Nähe von Ushuaia, der um Patagonien/Feuerland ein bisschen kennen zu lernen geeignet sein könnte. Was interessiert Dich an Ushuaia eigentlich? Dann gibt es noch die Beagle-Kanal-Fahrten. Hab ich nicht gemacht. Verhältnismäßig teuer für ein bisschen im Kanal rumfahren und auf paar Inseln ein Rudel Robben zu sehen.

Schön ist die Lage, die man von Land aus auch sehen kann: der Beagle-Kanal, die Bucht, die Berge/Feuerland dahinter.

Kontrastreicher Blick über ein an die Stadt Buenos Aires grenzendes kleines Naturschutzgebiet. Hinter dem Betrachter der Fluß Río de la Plata
Kontrastreicher Blick über ein an die Stadt Buenos Aires grenzendes kleines Naturschutzgebiet. Hinter dem Betrachter der Fluß Río de la Plata

Falls Du unbedingt Pinguine sehen willst, vor Punta Arenas gibt es so eine Kolonie. Aber dann kommst Du mit einer Nacht PA nicht mehr klar.

Pinguine gibt es nicht nur in Punta Arenas, sondern auch an der Bahía Inútil (die "unnütze Bucht"), in der Nähe von Porvenir auf Feuerland. Diese Exemplare sind Königspinguine, die größte Pinguinart, die es gibt. Dank meiner langsamen Reisegeschwindigkeit konnte ich diese Pinguine sehen: Mit einem Italiener war ich am Trampen, andere Italiener nahmen uns mit und machten Halt an dem damals recht unbekannten, unter Naturschutz stehenden Gebiet, wo man uns Zugang und eine kleine Führung gewährte
Pinguine gibt es nicht nur in Punta Arenas, sondern auch an der Bahía Inútil (die „unnütze Bucht“), in der Nähe von Porvenir auf Feuerland. Diese Exemplare sind Königspinguine, die größte Pinguinart, die es gibt. Dank meiner langsamen Reisegeschwindigkeit konnte ich diese Pinguine sehen: Mit einem Italiener war ich am Trampen, andere Italiener nahmen uns mit und machten Halt an dem damals recht unbekannten, unter Naturschutz stehenden Gebiet, wo man uns Zugang und eine kleine Führung gewährte

Nur für die Fahrt von PA nach Puerto Natales (von wo aus man in den NP Torres del Paine geht) einen Mietwagen zu nehmen, halte ich für übertrieben und sicher teurer (und das ganze Hickhack…). Oder willst Du evtl. bis Torres del Paine mit der Karre? Falls Du in PA nix ankucken willst, würde ich von Ushuaia (Ushuaia lockt viele Touristen an, weil es als die südlichste Stadt der Welt gilt) einen Bus nehmen, der morgens in PA ankommt und dann gleich einen Bus nach Natales weiter. Mach Dich auf saftige Buspreise gefasst. Da lohnt sich eventuell ein Flieger, wenn Du schon früh genug den Termin fix machen kannst. Buspreise kann ich Dir im Netz nachschauen. Oder Du fährst nach Puerto Williams auf der anderen Seite des Kanals, was der südlichste Ort (Puerto Williams hat nicht den Status eine Stadt zu sein, sondern ist ein Dorf) der Welt ist. Leider ist die Überfahrt sehr teuer, vielleicht, damit die Touristen nicht an den echten südlichsten Ort der Welt gehen (Argentinien ist sehr stolz darauf, die südlichste Stadt der Welt zu haben und vermarktet dies auch touristisch). Von Puerto Williams gibt’s dann ein Boot (über Nacht) bis Punta Arenas.

Torres del Paine ist großartig. Du wirst Dir für 2 Nächte gut überlegen müssen, was Du überhaupt schaffen kannst. Mach Dich außerdem darauf gefasst, dass Du Scheisswetter hast und eine zuverlässige Vorhersage gibt es dort nicht mal für den nächsten Tag!! Die Meisten, die nur so kurz reingehen, gehen zu den Torres. Ich muss sagen, man sollte aber auch noch bisschen ab von diesem Weg etwas sehen gehen, weil sonst ist es nicht viel herausragender als die Wanderungen bei El Chaltén. Obwohl die Torres schon beeindruckend sind.

El Calafate so kurz wie möglich: Mach den schweineteuren Ausflug zum beeindruckenden Gletscher und verhol‘ Dich nach El Chaltén. Abends kannst Du in El Calafate für erträgliches Geld All you can Eat in einem Grillrestaurant machen und typisches und sehr gutes patagonisches Lamm essen.

Die Wanderungen um El Chaltén sind mit das Schönste, was ich gesehen habe. Du kannst bequem vom Dorf aus morgens los und nachmittags zurückkommen. Wetterglück brauchst Du auch dort. Zwei Wanderungen würde ich Dir empfehlen: Zum Fitz Roy und zur Laguna Torre.

Fitz Roy bei El Chaltén, Argentinien
Fitz Roy bei El Chaltén, Argentinien

Ich habe die Osterinseln wohl deswegen nicht gemacht, weil es mir insgesamt zu teuer war, für ein paar Tage Insel mit Statuen. Aber die Insel ist schön und die Statuen in echt sicher beeindruckend. Und es gibt noch viel ursprüngliche Natur. Habe mal einen Franzosen getroffen, dem es sehr gefallen hat. Er hat sich ein Motorrad/Roller/Fahrrad gemietet und so die Insel erkundet.

San Pedro de Atacama: Dort kann man natürlich tolle Ausflüge machen. Auch alleine. Für 10 Euro Fahrrad mieten und Ausflüge machen. Ich war zwei Tage mit dem Rad unterwegs, plus eine Tour mit Geländewagen.

Ich finde super, dass Du nach Rio gehst. Favela-Tourismus sehe ich aus verschiedenen Gründen etwas zwiespältig. Zu Rio kann ich Dir natürlich noch viele Tipps geben, am Besten am Telefon. Ansonsten: Einfach hingehen und genießen. Nimmst Du einen Reiseführer mit? Ich kann Dir den Footprint South American Handbook empfehlen. Ist nicht dünn, aber da hast Du alle Länder auf einmal drin. Er berichtet auch über weniger populäre Reiseziele.

Generell kann ich Dir zu fast allen Orten Empfehlungen zu beispielsweise Unterkünften oder kulinarischen Genüssen machen.

Zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten sprechen wir dann am Besten auch noch per Telefon.

Knackig ist Dein Programm auf jeden Fall. Unterschätze nicht die Distanzen. Ausserdem hören sich zwei Nächte immer gut an, wenn Du aber vor der ersten Nacht erst abends ankommst, hast Du effektiv nur einen vollen Tag am Ort. Argentinien ist x-mal grösser als Deutschland und Chile geht von Norden nach Süden mehrere Tausend Kilometer.

Ich kann Dir den spanischen Schriftverkehr machen, falls Du was im Vorfeld klären willst.

An verschiedenen Orten kenne ich Leute. Falls Du spezielle Tipps benötigst…

Ich bin ein Fan von Santiago, aber mir gefallen einfach Chile und die Leute. Von wegen Sehenswürdigkeiten ist es im klassischen Sinne nicht sonderlich attraktiv. Aber Du kannst dort ein bisschen Chile spüren und es gibt neben den Sehenswürdigkeiten einige Dinge, die sehr interessant und daher wie eine Sehenswürdigkeit sind.

Mit meinem chilenischen Kumpel Patricio konnte ich das Valle del Maipo nahe der Hauptstadt Santiago de Chile besuchen
Mit meinem chilenischen Kumpel Patricio konnte ich das Valle del Maipo nahe der Hauptstadt Santiago de Chile besuchen

Von Santiago kannst Du innerhalb 1-2 h in die Anden kommen. Zum Beispiel über das Valle del Maipo (wo Du auch Weingüter besichtigen kannst). Interessant ist ausserdem Valpo (so sagt man zu Valparaíso), 2h von Santiago entfernt, am Meer.

Ich kenne in Santiago mehrere Leute…

Zudem ist sonntags ein Museum gratis, wo Du die komplette chilenische Geschichte nachvollziehen kannst. Da könntest Du auf recht einfache Weise viel über die Geschichte von Südamerika und Chile lernen.

Zu den kulinarischen Besonderheiten eine Auflistung, auf Grundlage meiner Länderzusammenfassungen und meinen Aufschrieben.

Aus meinen Aufschrieben:

Chile:

– Empanada (de pino)

– Sopaipilla (auf der Straße)

– Cazuelas

– Colación (Tagesmenu (gibt’s abends und mittags), günstig)

– Mote con Huesillo

– Completo

Der "Completo", der Chilenen liebster Snack: Hot Dog mit Avocadopampe, Tomaten und Zwiebeln
Der „Completo“, der Chilenen liebster Snack: Hot Dog mit Avocadopampe, Tomaten und Zwiebeln

– Bier

– Pan con chicharrones

– Pastel de Choclo

– Pisco Sour

– Curanto (traditionelles Essen auf der Insel Chiloé)

– Centolla

– Mariscal (Markt Santiago)

– Porotos granados

– Wein; Rotweinsorte, die es in Europa nicht mehr gibt: Carménère

– Cordero (Lamm), v.a. im Süden Chiles

– Terremoto

– Chicha

– Fruchtsäfte

– Huevos revueltos (Rühreier) in der „Paila“ (kleine Blechpfanne) mit typischem chilenischem Brot

– Pan Hallula (Bäckerei, Supermarkt), hat ungefähr die Form einer Mine/Eishockeypuck

– Manjar/Dulce de Leche

– Schon sehr speziell bzw. wird zuhause gekocht: Charquikan

– Einfach mal durch den Supermarkt schlendern und kucken, was es so gibt.

Argentinien:

– Bife de lomo

– Bife de chorizo

Fleischland Argentinien: Ein Bife de Chorizo, 700 Gramm schwer
Fleischland Argentinien: Ein Bife de Chorizo, 700 Gramm schwer

– Cordero patagónico

– Wein (erfrischender, fruchtiger Weißwein: Torrontés), Rotweine

– Empanadas (al horno) (Teigtaschen, im Ofen gebacken); finde ich besser wie Empanadas fritas (frittiert)

– Humita

– Tamales

– Facturas (süße Stückle, allen voran die Medialuna (Hörnle/Croissant))

– Alfajores

– Bier

– Asado (Grillerei)

Aus meinen Länderzusammenfassungen:

Chile: 

Das Essen generell: es scheint deutlich weniger klassische, traditionelle Gerichte zu geben als z.B. in Peru. Traditionell gibt es viel Fisch- und Meeresfrüchtegerichte (Curanto, das traditionelle Essen von Chiloé, die kalte Meeresfrüchtesuppe (Mariscal), die ich auf dem Markt in Santiago hatte. Empanadas gefüllt mit Meeresfrüchten (z.B. Maloco, Loco genannt).

Weiteres traditionelles Gericht: Porotos Granados, ein Bohnengericht. Die Empanadas sind größer als in Peru und Argentina, fast immer im Ofen gebacken und nicht frittiert (was der Normalfall in Peru wäre). Klassiker ist die Empanada pino mit Hackfleisch, hartgekochtem Ei, Oliven, Zwiebeln. Sopaipilla, eine Art Fasnetsküchle, mit pikanter Soße (Ají oder Pebre, ebenfalls klassisch) drüber. Cazuelas (Suppen, meist in “Bouillon”-Art). Pastel de Choclo (Maisauflaufküchle).

Mote con Huesillo (Getränk mit Weizenkeimen und Aprikosen). Pan con chicharrón (Brot mit Griebenfleisch eingebacken). Über allem steht jedoch die Popularität des Completo, der chilenischer Hot Dog mit Avocadopampe, Ají, Ketchup, Mayo, Senf, Sauerkraut, Tomatenstücke.

In Chile gibt es sehr gute Biere, gebraut nach deutscher Braukunst. Biere, wo man selbst in Deutschland suchen muss (vor allem in Bezug auf große Auswahl und Anzahl sehr guter Biere von ein und derselben Brauerei). Sehr gute, günstige Weine. Terremoto (heißt Erdbeben): Wegschüttgetränk (Cocktail). Auf Märkten gibt´s Fruchtsaftstände, Säfte frisch gemixt, mit oder ohne Milch. Chicha = Federweißer.

In Chile gibt es sogenannte Shopperias, (Bier-)Trinkhallen, wo nur Männer ab 18 reinkommen. Fußball ist beliebt, die Stadien sind jedoch klein, Ligaeuphorie konzentriert sich auf wenige Clubs (aus Santiago). Wie üblich in Südamerika lieben die Chilenen Facebook, Feisbu gesprochen und teilweise sogar in der Presse so gesprochen.

Argentinien:

Bei typischer, argentinischer Küche spielt vor allem das Fleisch und dabei die Grillerei von gutem Fleisch eine große Rolle. Ich habe zwar nicht viele argentinische Haushalte kennengelernt. Aber dort, wo ich ein bisschen Einblick hatte und was ich sonst so gesehen habe sah so aus, als ob in (modernen?) argentinischen Häusern nicht viel selbst gekocht wird. Es wird eher im Supermarkt an der Heißtheke was geholt oder Pizza oder Empanadas bestellt. Die Kochkultur der jungen Leute, sagte man mir, verkomme auch (wie bei uns…) nach und nach.

Die Palette an traditionellen, häufig gekochten Gerichten scheint daher überschaubar: Locro; Asado de Cabrito (gegrilltes Ziegenfleisch); Lamafleischgerichte; Huminta; Asado de Cordero (gegrilltes Lammfleisch); Cazuela (Art Gulasch) de Cordero; Sopa de trigo; Guisos; Buñuelos; Queso de Cabra (Ziegenkäse); Bizcochos; Alfajores; Empanadas; der Cordero (Lamm) gegrillt ist Spezialität in Patagonien und wird am Stück über den Grill “gespannt”.

Humitas; Tamales; Chipas (in der Nähe zu Paraguay); Facturas (süße Stückle, allen voran die Medialuna (Hörnle/Croissant)); Dulce de Batata; verschiedene hausgemachte Brotspezialitäten: normal, integral (Vollkorn), Pan con chicharrón (Brot mit Griebenfleisch eingebacken); Tortilla mit/ohne Käse.

Natürlich ist Argentinien auch für seine guten Weine bekannt. Spezielle Weinsorte ist Torrontés, Weißwein, der in der Region um Cafayate angebaut wird. Außerdem gibt es ebenso wie in Chile noch die Weinsorte Carménère, die in Europa vor vielen Jahren aufgrund einer Rebenkrankheit ausstarb. Auswahl typischer argentinischer Biermarken: Quilmes, Norte, Salta, Schneider, Imperial

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